WAZ: Radieren aus der Statistik
Archivmeldung vom 01.06.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittOhne Frage gibt es viel zu verbessern bei der Förderung von Langzeitarbeitslosen. Es ließe sich etwa hinterfragen, ob es wirklich ihre Chancen verbessert, sie von einem Bewerbungstraining zum nächsten und zwischendurch in Ein-Euro-Jobs zu stecken? Oder ob nicht ein großer Teil dieser Maßnahmen dazu dient, sie aus der Arbeitslosenstatistik zu radieren?
Von der Leyens Idee, als nicht mehr vermittelbar abgeschriebene Arbeitslose drei Jahre lang Parks fegen zu lassen, klingt in diesem Zusammenhang wie ein Anachronismus. Über die zweijährigen ABM weiß man, dass sie sehr selten etwas bringen und sehr oft nichts. Warum sollte das bei der Bürgerarbeit anders sein?
Die so oft vorgetragene, absurde Idee, alle Arbeitslosen in Bürgerarbeit zu stecken, wurde wenigstens ehrlich begründet, nämlich damit, dass Arbeitslose eine Bringschuld gegenüber der Gesellschaft hätten. Zu behaupten, jahrelanges Parkfegen verbessere ihre Berufsperspektive, klingt dagegen kühn bis unehrlich. Es gibt nicht zu wenige Maßnahmen für Arbeitslose - es gibt zu wenige, die etwas bewirken. Die Bürgerarbeit wird dieses Niveau sicher nicht anheben.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung