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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Jahreshauptversammlung des DSC Arminia Bielefeld

Archivmeldung vom 24.06.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.06.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Ist der Ruf erst ruiniert, lebt's sich gänzlich ungeniert. Diese Jahreshauptversammlung des DSC Arminia noch zu toppen, dürfte selbst den Schalkern alles abverlangen. Blamabel? Das trifft es nicht. Skandalös? Schon eher. Es war aber noch viel schlimmer.

Der Verein hat sich in der Bielefelder Stadthalle so nachhaltig der Lächerlichkeit preisgegeben, dass es eine Schande ist. Weit nach Mitternacht wurde nur gerettet, was noch zu retten war. Hans-Hermann Schwick kann seinen Präsidenten-Schreibtisch wieder einräumen. Er feiert im nächsten Jahr sein 20-jähriges Dienstjubiläum. Die eigentlichen Kandidaten Klaus Daudel und Dirk Obermann hatten nicht nachweisen können, dass berechtigter Amtsanspruch besteht. Professionell an den blassen Auftritten - umwoben auch vom Geruch fragwürdiger Absprachen, unmoralischer Angebote und fauler Kompromisse - war gar nichts. Wo blieb das Konzept, das die in beiden Lagern aufgebrachten Mitglieder hätte überzeugen können? Es gab keins. Doch auch wer einen Zweitligisten lenken will, muss erstklassig vorbereitet sein. Stattdessen offenbarte sich eine drittklassige Streitkultur. Sie führte direkt in die Sackgasse. Es sind zehntausend Arminia-Sympathiepunkte verspielt worden an einem armseligen Abend, der gar nicht von Beginn an seinem traurigen Verlauf geweiht war. Aber vorher noch notdürftig zugeschüttete Gräben taten sich später wieder auf. Woran es dem zerrissenen Verein mangelt, ist dabei nicht nur der innere Wille zur Versöhnung. Wer nicht wirklich aufeinanderzugehen will, der schafft es auch nicht. Außerdem fehlt es ganz erheblich an einer Person, die uneitel voran schreitet, die den Marsch bläst, die eint und nicht spaltet, an einem Führungsspieler also mit der Qualität, den Klub hinter sich zu bringen. Die Früherkennung der sich anbahnenden Krise hätte auch nicht geschadet. Sie ging vom Spielfeld aus. Reagiert wurde viel zu spät. Einen Trainer 90 Minuten vor Saisonschluss zu feuern - Panik pur. Nach dem Abstieg die Schuld dann schnurstracks von einem Fußballstiefel in den anderen zu schieben, ist billig. Und da bekleckerte sich auch der alte, neue Präsident nicht gerade mit Ruhm. Schwick, der Mohikaner, macht nun weiter. Wer auch sonst? Von wegen Neuanfang. War schließlich niemand da, der in Frage gekommen wäre. Auch das eine Erkenntnis einer Versammlung, die in irgendeiner exotischen Bananenrepublik hätte stattfinden können und allenfalls durch ihre Show-Elemente der Kategorie »unglaublich, so eine Nummer haben wir noch nie erlebt« gefiel. Immerhin drifteten die Arminen mit ihrem Auftritt im absurden Theater nicht ins Abseits, sondern mitten ins mediale Interesse. Zuletzt hat dieser Verein vor knapp 40 Jahren so eine Rolle in der Öffentlichkeit gespielt. Zu Zeiten des verheerenden Bundesliga-Skandals. Nun schachern sie nur noch bei sich selbst. Da werden manche jetzt abwinken. Ich bin ein Armine, holt mich hier raus.

Quelle: Westfalen-Blatt

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