Rheinische Post: Tricksilanti geht aufs Ganze
Archivmeldung vom 05.03.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittKaum vier Wochen ist es her, dass die hessische SPD-Vorsitzende Andrea Ypsilanti in alle Mikrofone den Satz sagte: "Mit der Linken in Hessen wird es keine wie auch immer geartete Zusammenarbeit geben."
Nun strebt sie eine von der Linken tolerierte rot-grüne Minderheitsregierung an und will sich mit den Stimmen der SED/PDS-Nachfolgepartei zur Ministerpräsidentin wählen lassen: "Es wird vielleicht so ausgehen, dass ich ein Versprechen nicht halten kann." Dass sie eine Spätabend-Talkshow für ihre Ankündigung wählte eingerahmt von Karlheinz Böhm und Boxer Wladimir Klitschko, ergänzt den Wort- noch um den Stilbruch. Unverfrorener als Frau Tricksilanti, wie sie schon getauft wurde, hat lange kein Politiker mehr gelogen. Dass sie das im sanften Idiom ihrer Heimat tut, klingt zwar besser, macht es aber nicht besser. Die Sozialdemokratin riskiert neben ihrem Ruf auch ihre politische Zukunft. Ihr Erfolg bei der Ministerpräsidentenwahl im Wiesbadener Landtag am 5. April ist keineswegs sicher. Auch in der hessischen SPD rumort es wegen des Linksrucks. Ypsilanti könnte das Schicksal von Heide Simonis drohen, die im schleswig-holsteinischen Landtag in vier Wahlgängen an einem Gegner in den eigenen Reihen scheiterte. Hessen, das eine verlässliche Regierung braucht, möchte man Ähnliches wünschen.
Quelle: Rheinische Post