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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema HDTV

Archivmeldung vom 22.09.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 22.09.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Deutschen scheinen bestens für eine neue Dimension des Fernsehens gerüstet: Nach Hochrechnungen des Branchenverbandes Bitkom wird 2010 in jedem zweiten Haushalt ein Flachbildfernseher stehen.

Bereits jetzt sind es viele Millionen. Auf den Kauf folgte für zahlreiche TV-Fans allerdings die Ernüchterung: Verführt von gestochen scharfen Bildern aus der Konserve oder einem Einblick in die Welt der hochaufgelösten Fernsehbilder (HDTV) via Bezahlsender Premiere haben sie zugegriffen - doch zu Hause konnte der flache Riese seine Versprechen nicht einlösen. Kabel, Satellit oder Antennen liefern nur das betagte PAL-Signal, ein bereits 1962 zum Patent angemeldetes Verfahren zur Farbübertragung im Fernsehen. Pantoffelkino auf einer High-Tech-Bühne: Wer zu nah vor dem Flachmann sitzt, sieht möglicherweise ein unscharfes Bild - und sehnt sich nach den Zeiten zurück, als er noch in die Röhre geguckt hat. In anderen Ländern, nicht nur in Japan und den USA, ist man weiter: Deutschland ist HDTV-Entwicklungsland. Das österreichische Fernsehen hat die 31 Spiele der Fußball-EM in hochauflösender Bildqualität übertragen. Aktuell planen ARD und ZDF, die HDTV-Ausstrahlung 2010 mit den Olympischen Winterspielen zu starten. Auch die Privatsender tun sich schwer, mit gestochen scharfen Bildern auf Zuschauerfang zu gehen. RTL hat es gerade erst geschafft, seine zugkräftigsten Sendungen auf das 16:9-Format umzustellen. Endlich kann man Günter Jauchs Kandidaten formatfüllend beim Rätseln zusehen. Von HDTV keine Spur. ProSiebenSat1 hat sogar die Ausstrahlung in HD Anfang dieses Jahres nach mehreren Jahren wieder eingestellt. Dafür gibt es möglicherweise mehrere Gründe: Nur zögerlich haben die Deutschen bislang zu den recht teuren HDTV-Set-Top-Boxen gegriffen. Ein Henne-und-Ei Problem. Was muss zuerst da sein: die Empfangsmöglichkeiten oder die empfangbaren Programme? Außerdem: Von den fast 40 Millionen TV-Haushalten bezieht gut die Hälfte ihr Fernsehprogramm über einen Kabelanschluss, nur etwa jeder Vierte empfängt bereits ein digitales Signal. Die digitale Übertragung wäre aber wichtig für die Umstellung auf hochaufgelöste Bilder - damit es wegen der benötigten großen Bandbreiten nicht zu eng wird im Kabel. Der Kabelkunde sollte nicht an überalterter Technik festhalten, sonst blockiert er seine eigene Fernsehzukunft mit. Nach einer Bitkom-Hochrechnung sind bereits heute acht Millionen Deutsche am hochauflösenden TV interessiert. Die öffentlich-rechtlichen Sender sind in der Pflicht, das Fernsehen in die Zukunft zu führen - wie am 25. August 1967, als Willy Brandt per Knopfdruck auf der IFA das Farbfernsehen startete. Statt die Gebührengelder in Internetangebote und eine Vielzahl von Spartensender zu investieren, sollten sie HDTV-Vorreiter sein. Die Fußball-EM ist vorbei. Wie wär's mit gestochen scharfen Bildern zur Bundestagswahl im kommenden Jahr?

Quelle: Westfalen-Blatt

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