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Börsen-Zeitung: Mehr Einsatz

Archivmeldung vom 06.02.2018

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 06.02.2018 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Das Gegenteil von gut ist gut gemeint. Etwa wenn der Staat sich daran versucht, seine Bürger ökologisch umzuerziehen. So hat die Einführung des Dualen Systems in Deutschland mit dem Grünen Punkt die Zahl der Verpackungen deutlich nach oben schnellen lassen. Das völlig absurde System (Plastik oder Verpackung?) gaukelt dem Bürger durch die exzessive deutsche Mülltrennung vor, damit sei der Umwelt Genüge getan. Die verbreitete "thermische Verwertung" entspricht aber nicht dem Gedanken des Wertstoffkreislaufs.

Insofern kann man die Abneigung der deutschen Fondsanbieter gegen eine politisch oktroyierte Nachhaltigkeit aus Brüssel gut nachvollziehen. Von Eingriffen in die eigene Anlagepolitik ganz zu schweigen. Das Vorhaben aus Brüssel, die Finanzwirtschaft in Richtung Nachhaltigkeit zu trimmen, ist per se natürlich zu begrüßen. Der Wandel der Wirtschaft hin zu mehr Klimaschutz, besseren Arbeitsbedingungen und ethisch korrektem Verhalten ist rundherum unterstützenswert. Doch durch ein politisches Diktat und Eingriffe in die Anlagefreiheit erreicht man nur ein weiteres, völlig verqueres Konstrukt, das zum Rohrkrepierer wie der Grüne Punkt aus Deutschland zu werden droht.

Angesichts einer Vielzahl von gängigen Leitlinien, Prinzipien und Investmentstilen in Sachen Nachhaltigkeit wird es schon bei der Antwort auf die grundsätzliche Frage, was Nachhaltigkeit bedeutet, auch aus Brüssel eine wenig überzeugende Lösung geben. Zu Recht weist die Fondsbranche darauf hin, dass die unterschiedlichen Investoren auch unterschiedliche Vorstellungen im Kopf haben. Während die einen zum Beispiel die grüne Gentechnologie rundherum ablehnen, stellt diese für andere eine Lösung gegen den Hunger in der Welt dar.

Natürlich hat der Fondsverband BVI Recht, wenn er sich gegen einen politisch vorgegebenen Standard für nachhaltige Investments und eine Gängelei in der Anlagefreiheit wehrt. Doch mit rein wohlfeiler Kritik kommt man erfahrungsgemäß in Brüssel nicht weit. Handfeste Ideen und Eigeninitiative können Politiker dagegen eher umstimmen. Und da kann man von der deutschen Fondsbranche durchaus mehr Einsatz verlangen. Es reicht eben nicht, auf Betreiben der Investoren entsprechende Leistungen und Produkte anzubieten. Die freiwillige Selbstverpflichtung der BVI-Mitglieder in Sachen Nachhaltigkeit in den Wohlverhaltensregeln ist zum einen wachsweich formuliert und zum anderen nicht verpflichtend. Mehr Verständigung der deutschen Fondsanbieter über nachhaltige Investments kann doch nicht so schwer sein!

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Silke Stoltenberg

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