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Börsen-Zeitung: Trendwende am Aktienmarkt

Archivmeldung vom 24.05.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.05.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Am europäischen Aktienmarkt herrscht derzeit Verunsicherung vor. Ein Ölpreis, der kurzfristig Kurs auf 140 Dollar je Barrel nimmt, hinterlässt seine Spuren. Der Dax hat in der gerade beendeten Börsenwoche deutlich Schwäche gezeigt.

Zwar ist der deutsche Leitindex zu Beginn der Woche erstmals seit Mitte Februar dieses Jahres auf über 7200 Punkte gestiegen. Danach bröckelte das Kursniveau jedoch wieder ab, am Donnerstag wurde zeitweise sogar die Marke von 7000 Punkten unterschritten.

Somit scheint eine Besinnung auf die eher trüben Realitäten eingetreten zu sein, denn bislang haben die Akteure den stark steigenden Ölpreis als bedeutendsten Risikofaktor für eine Erholung der Aktienmärkte geflissentlich übersehen. Dabei ist die Verteuerung des Energieträgers durchaus substanziell: Seit der kleinen Korrektur von Anfang Mai bis auf 107 Euro hat sich Rohöl um rund 20% verteuert. Wie es scheint, brauchte es am Aktienmarkt aber erst einen Weckruf, um sich der Realität zu stellen. Dieser war in Gestalt von Studien der US-Investmentbank Goldman Sachs zu vernehmen, die einen Anstieg auf bis zu 200 Dollar in vielleicht lediglich sechs Monaten, spätestens jedoch zwei Jahren voraussagte und die Prognose für den Durchschnittspreis in der zweiten Jahreshälfte von 107 auf 141 Dollar anhob.

Insofern scheint sich das zu ereignen, was auch in der Vergangenheit üblicherweise zu beobachten war: Regressionsanalysen der BayernLB zufolge reagiert der Aktienmarkt auf den Ölpreis, wobei auch die leichte zeitliche Verzögerung nicht unüblich ist.

Damit stellt sich die Frage, wie es am Aktienmarkt weitergeht. Was den Ölpreis als den wohl schwerwiegendsten Einflussfaktor betrifft, so sieht es derzeit nicht nach einer Entspannung aus. Was sich derzeit auf dem Ölmarkt abspielt, werten die Analysten von Unicredit als eine waschechte Versorgungskrise. In den vergangenen zwei Jahren sei die Förderung nicht mehr gestiegen, die globale Nachfrage liege seit dem vierten Quartal 2007 um etwa 2 Mill. Barrels pro Tag (bpd) über dem stagnierenden Angebot von 85 Mill. bpd. Die Unterversorgung dürfte weiter zunehmen, bis Jahresende gehen die Analysten von einem Anstieg auf 5 Mill. bpd aus. Auch mittelfristig sieht es nicht besser aus. Saudi-Arabien als größter Produzent der Welt hat angekündigt, man werde die Förderung nicht über das aktuelle Niveau hinaus ausdehnen. Russland als der wichtigste Lieferant außerhalb des Kartells der Organisation Erdöl exportierender Staaten (Opec) geht ebenfalls von einer Stagnation der Produktionsmengen aus. Nach Schätzungen von Unicredit soll sich die Förderlücke in den kommenden Jahren bis auf 12,5 Mill. bpd ausweiten.

Damit bräuchte der Aktienmarkt schon andere Faktoren, um ihm die für eine Fortsetzung der Erholung notwendigen Impulse zu geben. Aus fundamentaler Sicht wäre am ehesten eine über den Erwartungen liegende konjunkturelle Entwicklung geeignet. Immerhin sind in den vergangenen Tagen einige US-Indikatoren besser hereingekommen als erwartet. Allerdings ist die amerikanische Notenbank derzeit eher pessimistisch. Sie hat unlängst die Prognose für das US-Wirtschaftswachstum im gesamten laufenden Jahr von 1,3 bis 2% auf nur noch 0,3 bis 1,2% zurückgenommen. Gleichzeitig geht sie von einer Inflationsrate aus, die mit 3,1 bis 3,4% aus dem Ruder läuft. US-Ökonomen vermuten, dass der jüngste Preisschub beim Öl von 90 auf über 120 Dollar rund 0,5 Prozentpunkte Wirtschaftswachstum kostet. Setzt sich die ÖlHausse fort, dürften die Folgen für die US-Wirtschaft und die Welt noch dramatischer werden.

Eine Belastung für den Markt stellt auch die unerfreulich hohe Geldentwertung dar. So gehen historisch gesehen mit strukturell hohen Inflationsraten niedrigere Aktienbewertungen einher, wird bei Unicredit betont.

Für den deutschen und europäischen Aktienmarkt bedeutet dies, dass in den kommenden Wochen und vielleicht Monaten nicht mit einer Fortsetzung der Erholung zu rechnen ist. Bestenfalls ist eine Bodenbildung mit erhöhter Volatilität zu erwarten. Was sich in der gerade beendeten Börsenwoche bei den Dividendenwerten ereignet hat, ist somit aller Wahrscheinlichkeit nach eine Trendwende, die die Richtung für die kommenden Wochen und Monate vorgibt.

Quelle: Börsen-Zeitung (von Dieter Kuckelkorn)

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