Börsen-Zeitung: Die Fed klärt auf
Archivmeldung vom 01.11.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 01.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Prognose, dass die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) den Leitzins um 25 Basispunkte auf 4,5% senken würde, war nicht allzu gewagt. Zu klar waren zuvor die Signale aus dem Entscheidungsgremium um den Vorsitzenden Ben Bernanke gewesen.
Dennoch wurde die Entscheidung mit Spannung erwartet. Versprach man
sich von dem begleitenden Kommuniqué doch Aufschluss über die
nächsten Züge der Fed.
Diesen hat die Fed geliefert. Mit der Kernaussage des Kommuniqués,
dass Inflations- und Konjunkturrisiken sich nach diesem Schritt die
Waage halten, signalisierten die Währungshüter, dass sie vorerst
keine weiteren Änderungen des Zinsniveaus planen - unter der
Bedingung, dass sich die Datenlage nicht wesentlich ändert.
Die klare Botschaft war wichtig, denn nicht nur in Zeiten erhöhter
Unsicherheit, aber dann ganz besonders kommt der Kommunikation der
Währungshüter enorme Bedeutung zu. Aufklärung und Führung durch die
Notenbank trägt zur Planungssicherheit der Akteure bei und hilft,
unerwünschte Ausschläge an den Märkten zu vermeiden. Seitdem die
Finanzturbulenzen durch die amerikanische Subprimekrise toben, ist
die Nervosität groß und, damit gepaart, die Volatilität an den
Märkten hoch. Potenzielle Missverständnisse kursieren zuhauf.
Vermutet, und im selben Atemzug kritisiert, wurde mitunter, dass
die Fed am Gängelband der Finanzmärkte hinge. Sie stünde unter dem
Druck, deren Erwartungen nicht zu enttäuschen. Zwar ist richtig, dass
die Fed den Erwartungen an den Finanzmärkten Beachtung schenkt.
Primäre Motivation dahinter ist aber, dass volatile Märkte negative
Auswirkungen auf Konjunktur und Wachstum haben - die Zielgrößen der
Fed. Deshalb senden Notenbanker frühzeitig Signale, um Überraschungen
zu vermeiden.
Die Fed hat deutlich gemacht, dass sie trotz des robusten Wachstums der US-Wirtschaft im dritten Quartal von 3,9% erwartet, dass der Absturz des Immobiliensektors das Wachstum der nächsten Quartale drosseln dürfte und die Inflationsgefahren moderat, wenn auch nicht gebannt sind. Sie widerlegt damit die Erwartung, dass die USA unmittelbar vor einer Reihe weiterer Zinssenkungen stehe. Dass der Schwanz also mit dem Hund wedelt, wenn die Fed auf die Finanzmärkte schaut, ist ein Irrglaube.
Quelle: Pressemitteilung Börsen-Zeitung