Rheinische Post: Zerklüftete Schule
Archivmeldung vom 22.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer UN-Sonderberichterstatter hat seinen Finger sehr tief in die Wunde des deutschen Bildungssystems gelegt. Die Deutschen sind tatsächlich Weltmeister in Sachen mangelnde Chancengerechtigkeit im Schulsystem.
Und: Ein Land, in dem in dieser
Region mit fünf Jahren, in jener Region mit sechs Jahren eingeschult
wird, wo man hier das Abitur nach zwölf Jahren und dort nach 13
Jahren macht, wo die einen zwischen vier Schulformen, die anderen
zwischen nur zwei Arten wählen dürfen - einem solchen Land darf man
die Frage stellen: Ist das nicht ein bisschen viel Föderalismus?
Der UN-Mann empfiehlt allerdings das falsche Rezept. Das
Bildungssystem muss nicht von Berlin aus gesteuert werden, aber die
Länder-Minister müssen endlich die ideologischen Gräben zuschütten
und mehr Einheitlichkeit schaffen, beispielsweise bei der Zahl der
Schuljahre und in der Lehrerausbildung. Erst dann ist wirklicher
Wettbewerb möglich. Im Moment ist das Schulsystem so zerklüftet, dass
allenfalls Äpfel und Birnen verglichen werden können. Den ersten
richtigen Schritt sind die Länder bereits gegangen. Nach den
Pisa-Tests haben sie sich darauf geeinigt, einheitliche
Bildungsstandards zu schaffen und diese auch zu überprüfen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post