Rheinische Post: Schwarzer Peter statt Chefsache
Archivmeldung vom 17.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs hat nicht lange gedauert, bis die Kostenlawine im Gesundheitswesen die hastig eingezogenen Schutzmäuerchen erneut übersprang. Obwohl sie doch seit einem Jahr brav ihre Praxisgebühr entrichten, müssen sich Millionen Krankenversicherte jetzt abermals auf Beitragserhöhungen einstellen. Das frustriert. Und auch das Gefühl, in einem Dickicht gegenseitiger Schuldzuweisungen der Dumme zu sein, macht nicht fröhlich.
Denn wieder folgt aus der Misere nur das übliche
Schwarze-Peter-Spiel. Das geht so: Gesundheitsministerin Schmidt
übergeht das aktuelle Hauptproblem der Kassen Mindereinnahmen durch
hohe Arbeitslosigkeit und droht ihnen stattdessen mit schärferen
Kontrollen. Dass sie selbst es gerade erst nicht schaffte, den von
ihr angepeilten Spareffekt bei den Arzneimittelkosten zu erzielen,
scheint schon vergessen. Die Kassen ihrerseits mahnen die Politik zur
überfälligen Gesundheitsreform, ohne recht sagen zu können, wie die
denn aussehen soll.
In einem Jahr läuft der Bundeszuschuss für die Kassen aus. Dann wird
womöglich von mehr als nur einem halben Prozentpunkt Erhöhung die
Rede sein. In Deutschland demonstrieren die Ärzte, und die Patienten
blicken nicht mehr durch. Die Erneuerung des Gesundheitswesens aus
den Koalitionsverhandlungen auszuklammern, war das falsche Signal.
Sie müsste sofort zur Chefsache erklärt werden.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post