Neue OZ: Lula lässt verwalten
Archivmeldung vom 02.11.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer scheidende brasilianische Präsident Lula hat es geschafft: Die Wahl von Dilma Rousseff war von langer Hand geplant - und vor allem seiner großen Popularität ist es zu verdanken, dass die deutlich weniger charismatische Rousseff die erste Frau an der Spitze Brasiliens wird. Er hat sie dazu gemacht. Sie durchlief einen Wandel, trägt Kontaktlinsen, modische Anzüge und menschelt im Umgang mit Mitarbeitern. Es zeigt ihren unbedingten Willen zur Macht. Ob die Veränderungen von Dauer sein werden, ist unsicher.
56 Prozent, obwohl sie versprach, die Politik Lulas fortzusetzen, sind kein Traumergebnis. Sie zeigen vielmehr, dass viele Brasilianer Rousseff die neue Aufgabe nicht ohne Vorbehalt zutrauen. Richtig ist: Dem Land geht es wirtschaftlich deutlich besser als noch vor einigen Jahren. Lulas staatliche Sozialprogramme lassen sich aber nur bei weiterem Wachstum finanzieren. 19,3 Prozent für die Grünen-Politikerin Marina Silva zeigten bereits: Auch in Brasilien ist Wachstum nicht alles.
Zudem verlangt das Land nach neuen Investitionen, vor allem in Infrastruktur und Bildung. Rousseff gibt offen zu, dass sie dabei auf Lulas Rat zählt - bisher nutzte es ihr. Nun wird dem scheidenden Präsidenten dieser Einfluss helfen, sein politisches Erbe geschickt mitzuverwalten. In vier Jahren könnte er wieder selbst zur Wahl antreten.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung