Neues Deutschland: Wirtschaftsminister zu Guttenberg ist "systemrelevant"
Archivmeldung vom 25.02.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer neue Wirtschaftsminister im Merkel-Kabinett war in den ersten 14 Tagen seiner Regentschaft schon präsenter als sein Vorgänger und CSU-Parteifreund Michael Glos in dreieinhalbjähriger Amtszeit.
Der liebe Gott ließ seit dem 10. Februar keinen einzigen Tag werden, ohne dass Karl-Theodor zu Guttenberg uns nicht schon zum Frühstück via TV-Kanal in den Wohnzimmern besuchte. Die Krise im Allgemeinen, das Opel-Debakel im Besonderen, leidige EU-Differenzen, noch leidigere Wirtschaftsprognosen - der 37-Jährige stellt beileibe nicht nur Glos in den Schatten, sondern ist dabei, selbst seinem Parteichef Horst Seehofer den Schneid abzukaufen. Was womöglich die spontane Freude der Kanzlerin erklärt, als ihr der fränkische Adelige an den Kabinettstisch platziert wurde.
Und er ist ihr durchaus hilfreich. Merkel, wieder einmal ins Nirvana abgetaucht, bis Überlegungen für die 26.000 Opelaner spruchreif sind, dürfte dankbar sein, wenn zu Guttenberg Kriterien einer staatlichen Hilfe an Unternehmen formuliert - und Grenzen mit dem schönen Wort »Systemrelevanz« zieht. Schließlich muss in der Union zwischen Befürwortern staatlichen Eingreifens und vehementen Gegnern noch tüchtig ausbalanciert werden. Wer fürs System künftig relevant ist und wer nicht - blieb uns der Wirtschaftsminister zwar schuldig. Eines aber ist sicher: Er selbst hat sich in kürzester Zeit als systemrelevante Kraft erwiesen.
Quelle: Neues Deutschland