Neues Deutschland: zur Debatte um die Irak-Politik in den USA
Archivmeldung vom 10.09.2007
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Freigeschaltet durch Jens BrehlMan konnte zuletzt den Eindruck gewinnen, Wohl und Wehe der Washingtoner Irak-Politik hingen allein von einem Mann ab: David Petraeus, Oberkommandierender im Zweistromland. Sein gestriger Bericht im Kongress zeigte jedoch, dass auch Bushs Wunderknabe nicht Lösung für die desaströsen Probleme, sondern lediglich Teil derselben ist.
Das Weiße Haus bemüht sich zwar nach Kräften, Fortschritte in Irak herbeizureden, doch die Mehrheit der Iraker vermag laut jüngsten Umfragen keine Verbesserung ihrer Lage festzustellen, im Gegenteil. Und Regierungschef Maliki ist längst als Sündenbock für eine fatale Besatzungspolitik auserkoren.
Unterm Strich schlägt Petraeus vor allem vor, grundlegende Entscheidungen weiter hinauszuschieben. Das dürfte Wasser auf die Wahlkampfmühlen der Demokraten sein, die mit ihrer Forderung nach einem umgehenden Truppenabzug angesichts der Kriegsmüdigkeit im Lande Punkte beim Rennen um die Bush-Nachfolge machen wollen. Hinter den Kulissen jedoch gehen auch ihre heißesten Anwärter von einem langen Einsatz aus. Mit den Mehrheiten im Kongress hätten die Demokraten längst den Geldhahn für den Waffengang zudrehen können, wenn sie denn nur wollten. Sechs Jahre nach den verheerenden islamistischen Terrorattacken in den USA bleibt es dabei: Der schwerste Schlag gegen die Supermacht in ihrem Antiterrorkrieg ist eine militärische wie politische Bumerangaktion namens Irak-Krieg.
Quelle: Pressemitteilung Neues Deutschland