Rheinische Post: Putsch abgesagt
Archivmeldung vom 15.11.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie CSU ist bemüht, und sie scheint gegenwärtig damit auch ausgelastet zu sein, Schaden von sich zu wenden. Auf dem kleinen Parteitag war gestern deutlich zu spüren, dass man es in Bayern nicht zu toll treiben will mit der Demontage des Vorsitzenden und Ministerpräsidenten Stoiber, der zuletzt mit seinem Ansehen Raubbau getrieben hat.
Der künftige Bundeswirtschaftsminister Glos, der
zusammen mit Horst Seehofer in der großen Koalition für kräftigen
politischen Südwind sorgen soll, kleidete das Dilemma der selbst
ernannten regionalen Partei mit bundespolitischem Anspruch in eine
Warnung: Wenn sich die CSU weiter eine solch ausufernde
Selbstzerfleischungs-Debatte leiste, schwinde ihr Einfluss in der
Bundesregierung.
Mehr als sich derart reumütig zu geben, wie er das vor den
Delegierten gestern getan hat, kann Stoiber nur um den Preis tun,
dass er sich selbst zum politischen Pygmäen degradiert. Wer immer in
der CSU den Vorsitzenden gerne so geschrumpft sähe, müsste nicht von
Putsch reden, er sollte ihn unternehmen. Putschisten, die sich nicht
trauen, vielmehr eine dicke Revoluzzer-Lippe riskieren, wenn es dem
Chef miserabel geht, sind auch nicht die überzeugenden starken
Erneuerer, die sie zu sein vorgeben.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post