Lausitzer Rundschau: Kirchenführer aus den USA bekennen Mitschuld am Irak-Krieg
Archivmeldung vom 20.02.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFür die Teilnehmer der Vollversammlung des Ökumenischen Rates der Kirchen im brasilianischen Porto Alegre war es eine Überraschung: Alle 34 Delegierten aus den USA haben den Einmarsch ihres Landes im Irak verurteilt und sich schuldig bekannt, in ihrer Heimat nicht hinreichend dagegen protestiert zu haben.
Schon
einmal hatte solch ein Bekenntnis große Folgen: 1965 verfasste die
Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) ihre Ostdenkschrift, und in
einem Briefwechsel zwischen den katholischen Bischöfen Deutschlands
und Polens fielen die legendären Worte „Wir vergeben und bitten um
Vergebung“. Sie ebneten der späteren Ostpolitik Willy Brandts den
Weg. Doch der Protest der amerikanischen Kirchenleute sollte auch
nicht überbewertet werden. Denn die großen konservativen Kirchen der
Vereinigten Staaten, die Pfingstler und Evangelikalen, deren Einfluss
auf das Kabinett von Präsident George W. Bush nicht zu unterschätzen
ist, sind bei der ökumenischen Vollversammlung in Brasilien nicht mit
dabei. Nur die Liberalen entsandten ihre Delegierten. So wird das
Schuldbekenntnis der 34 Aufrechten sicher zum Denkanstoß für viele
Christen werden, ob es aber genau jener Kieselstein ist, der am Ende
die Lawine auslöst und die Politik Washingtons verändert, darf mit
Fug und Recht bezweifelt werden.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau