Schwäbische Zeitung: Der Bürger will Klarheit
Archivmeldung vom 28.08.2012
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.08.2012 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEine Horror-Nachricht: In den nächsten acht Jahren steige der Strompreis um 30 Prozent, schätzt Tuomo Hatakka, Deutschland-Chef des Energieriesen Vattenfall. Käme es wirklich so, hätte nicht nur der Bezieher eines schmalen Einkommens ein Problem, sondern auch die deutsche Wirtschaft. Steigende Preise verheißen Inflation. Zudem müssten Betriebe mit höheren Produktionskosten rechnen. Betrachtet man das Szenario vor dem Hintergrund der Eurokrise, könnte mancher Bürger meinen, Deutschland drohe der Untergang.
Hatakka und Vertreter anderer Stromerzeuger kann dieser Eindruck recht sein. Ihnen passt die ganze Richtung nicht. Sie zielen mit Tataren-Meldungen auf die Energiewende. Klar, der Umbau der Stromversorgung kostet Geld. Er macht es den Konzernen schwerer, ihre Kassen zu füllen. Könnten jedoch einige Atomkraftwerke etwas länger am Netz bleiben als eigentlich beschlossen, wäre das Geldverdienen leichter. In Frage käme etwa der zur EnBW gehörende Block 2 in Neckarwestheim. Gelänge es der Energiewirtschaft, im Hirn der Bürger zu verankern, dass die rasche Energiewende zu kostspielig wird, lägen Laufzeitverlängerung im Bereich des Möglichen. Eine weitere Absicht der Stromkonzerne ist es, Druck auf die Bundesregierung aufzubauen. Sie muss den Wählerzorn fürchten, sollte der Strompreis nach oben schießen. Dies macht die Politik kompromissbereit. Es geht dabei um Subventionen. Die Stromversorger hätten gerne mehr Staatsgeld für die Energiewende. Auf der Strecke bleibt bei den ganzen Manövern der Bürger. Er weiß vor lauter Zahlen nicht mehr, wo ihm der Kopf steht. Denn zeitgleich zu den Konzernen werfen Öko-Stromverbände ihre Zahlen auf den Markt. Sie verheißen, dass sich die Energiewende aus der Kaffeekasse stemmen ließe - vorausgesetzt, dass bereits bestehende Subventionen für die Großen der Branche abgebaut würden. Was ist nun wahr? Dies würde der Bürger gerne von seinen Volksvertretern erfahren. Er hat sie schließlich dafür gewählt, dass sie die Dinge für ihn ordnen.
Quelle: Schwäbische Zeitung (ots)