Rheinische Post: Risiko Investivlohn
Archivmeldung vom 27.11.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Idee, Mitarbeiter am Betrieb zu beteiligen, ist auf den ersten Blick bestechend: Arbeitnehmer bekommen etwas von den traumhaften Gewinnen mancher Firmen ab. Unternehmen erschließen eine neue Eigenkapital-Quelle. Kein Wunder, dass schon Ludwig Erhard und lange vor ihm die christliche Arbeitnehmerbewegung auf die Idee vom Investivlohn gekommen sind. Kein Wunder aber auch, dass sie nie umgesetzt worden ist.
Der Investivlohn bedeutet einen unlösbaren Interessenkonflikt.
Arbeitnehmer-Eigner dürften kaum bereit sein, etwa einem nötigen
Stellenabbau zuzustimmen, ohne den sich langfristige Gewinne
vielleicht nicht sichern lassen. Vor allem aber lädt der Investivlohn
dem Arbeitnehmer ein doppeltes Risiko auf: Er trägt nun nicht nur das
Risiko, seinen Job zu verlieren, sondern auch sein Kapital. Hätten
etwa die BenQ-Beschäftigten einst einen Teil ihres Lohns in Form von
BenQ-Anteilen erhalten, wäre sie nun nicht nur ihren Job los, sondern
auch ihre Kapital gewordenen Löhne. Lege nie alle Eier in einen Korb,
heißt eine alte Börsen-Regel. Wenn Koalitions-Politiker den
Investivlohn dennoch fordern, wollen sie damit wohl nur ablenken von
der unangenehmen Debatte über die Hartz-Revision.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post