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Greenwashing-Alarm

Archivmeldung vom 08.02.2022

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 08.02.2022 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Sanjo Babić

Keine Woche vergeht ohne Greenwashing-Alarm. War es in der vergangenen Woche die Konkretisierung der EU-Taxonomie inklusive nachhaltiger Atomenergie und Gaskraftwerke, die vor allem in Berlin für Missstimmung sorgte, sind es in dieser Woche die Klimaziele von gut zwei Dutzend Konzernen, die sich zwei Nichtregierungsorganisationen öffentlichkeitswirksam vor die Brust genommen haben. Von den immer weiter um sich greifenden Greenwashing-Vorwürfen gegen die Finanzindustrie, die mehr und mehr Produkte unter dem Dreigestirn ESG für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung feilbietet, ganz zu schweigen.

Das Fazit des ersten "Corporate Climate Responsibility Monitor", für den das New Climate Institute und Carbon Market Watch Klimaversprechen von 25 Konzernen wie "Netto-null-Emissionen" und "Klimaneutralität" mit den konkret definierten Emissionsreduktionszielen verglichen haben, fällt ebenfalls ernüchternd aus. Die Ziele der meisten untersuchten Unternehmen - darunter auch die Dax-Größen BMW, Deutsche Post und Deutsche Telekom sowie Eon und Volkswagen - sind im Durchschnitt gerade einmal für 40 Prozent Emissionsreduktion bis zur Mitte des Jahrhunderts gut. Sie bleiben damit nicht nur hinter den eigenen Versprechen, sondern auch hinter den Anforderungen des Klimaschutzes zurück, bemängeln die NGOs.

Die Kritik ist an vielen Stellen berechtigt. Denn anspruchsvolle Klimaziele, die weit in der Zukunft liegen, ohne dass der Pfad mit konkret definierten Zwischenschritten zu mittelfristigen Emissionsreduktionszielen ausgestaltet ist, reichen für die Transformation von Unternehmen nicht aus. Konzerne, die nur Emissionen im unmittelbaren Einflussbereich der Unternehmen berücksichtigen, den Rest der Wertschöpfungskette aber außer Acht lassen, führen Stakeholder in die Irre, statt für Transparenz zu sorgen. Unternehmen, die Leerstellen der Klimastrategie bloß mit Kompensationsmaßnahmen wie Aufforstungsprojekten ausgleichen, schaffen temporäre CO2-Senken, aber keine nachhaltige Veränderung.

Wer jetzt den Greenwashing-Alarm auslöst, verkennt die Anstrengungen der Industrie, auf Grundlage von Standards wie der Science Based Targets Initiative Klimaziele zu definieren und Fortschritte zu dokumentieren. Solche Standards verschafften den Unternehmen mehr Glaubwürdigkeit, als sie verdienten, monieren die NGOs. Das sollte den Anstoß dazu geben, die Standards weiterzuentwickeln, statt bloß den nächsten Alarm auszulösen.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Paravicini


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