Rheinische Post: Zauberwort "privat"
Archivmeldung vom 08.08.2006
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Freigeschaltet durch Jens BrehlEin Zauberwort öffnet die Praxistür. Es lautet "privat". Wer sich am Telefon nach einem Arzttermin erkundigt, wird in der Regel nach der Kassenzugehörigkeit gefragt. Handelt es sich um einen Privatpatienten, kann sich dieser zumeist darauf verlassen, dass ihm rasch geholfen wird.
Kassenpatienten hingegen, sofern sie nicht akut
oder schwer erkrankt sind, müssen mit Warteschleifen rechnen, bevor
sie ins Wartezimmer dürfen.
Dass sich in Deutschland eine solche Zwei-Klassen-Medizin
herausgebildet hat, ist wohl kaum zu bestreiten. Insofern hat die
Gesundheitsministerin lediglich einen Ist-Zustand beschrieben. Die
von den Kassenärzten ins Feld geführte Untersuchung, wonach 40
Prozent der Kassenpatienten keine Wartezeit in Kauf zu nehmen haben,
bekräftigt sogar die Feststellung von Ministerin Schmidt: 60 Prozent
müssen eben doch auf einen Termin beim Facharzt warten - manche bis
zu drei Wochen.
Doch den Ärzten die Schuld zuzuweisen, wäre allzu billig. Im
bestehenden Gesundheitssystem, das vor allem an der unseligen
Budgetierung krankt, verschaffen die Privatversicherten vielen Ärzten
eine wichtige Zusatzeinnahme. Ist doch klar, dass sie deswegen eine
gewisse Vorzugsbehandlung genießen.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post