Lausitzer Rundschau: zu: Der langsame Abschied von Tony Blair
Archivmeldung vom 08.09.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBeim langsamen Abschied des britischen Premierministers Tony Blair spielen nicht allein die überall anzutreffenden Verschleißerscheinungen eine Rolle. Der Mann hat wie kaum ein anderer in der modernen Geschichte des Landes sein Vertrauenskapital verspielt.
Dazu trug insbesondere seine fast schon
bedingungslose Unterwerfung unter die amerikanische Außenpolitik bei.
Dies war aus Sicht vieler seiner Parteianhänger und auch der Wähler
ein großer Fehler.
Der Abgang von Blair wird mit großer Wahrscheinlichkeit zu einer
anderen Außenpolitik des Vereinigten Königreichs führen. Denn zu sehr
war bislang alles zugeschnitten auf eine sehr persönliche Weltsicht,
auf sein besonderes, inniges Verhältnis zu George W. Bush. Sein
Nachfolger, der mit Sicherheit aus den Reihen der Labourpartei kommen
wird, kann sich eine nahtlose Fortsetzung dieser Politik nicht
leisten. Er muss mehr Rücksicht nehmen auf die zutiefst verunsicherte
Parteibasis.
Zunächst allerdings gilt es weiter abzuwarten. Die deutsche
EU-Präsidentschaft mit Beginn des kommenden Jahres wird es also mit
zwei der großen Mitgliedsländer zu tun haben, die politisch praktisch
handlungsunfähig sind. Auch nach der gestrigen Erklärung Blairs ist
ja völlig offen, wie lange es noch dauert, bis der Rücktritt
vollzogen wird. Aber abwarten und hoffen - das kann Bundeskanzlerin
Merkel ja ganz gut.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau