Rheinische Post: Scharons Probleme
Archivmeldung vom 20.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDer schwache Schlaganfall von Ariel Scharon wird starke Wirkungen auf Israels Politik entwickeln. Auch wenn die Ärzte versichern, der Patient erhole sich gut, er scherze bereits und werde heute voraussichtlich entlassen, so ändert das nichts an der Tatsache, dass Scharons Krankheit zum Wahlkampthema wird.
Angesichts kriegerischer
Reden aus dem Iran und der nach wie vor hohen Terrorgefahr braucht
Israel eine starke Führung. Kann sie Scharon noch verkörpern, der am
28. März ein neues Mandat sucht? Er wird demnächst 78 Jahre alt, ein
Schlaganfallsrisiko wird bleiben, die Belastung keinesfalls
nachlassen. Scharon hat die neue Partei Kadima gegründet. Wer wird
die starke Kraft neben ihm, die ihn notfalls auch ersetzen kann? Die
Wahllisten sind nur bis zum 7. Februar offen. Und Schimon Peres, der
von der Arbeiterpartei ins Scharon-Lager wechselte, ist 82.
Die Basis des von Scharon verlassenen Likud hat gestern ihren
Spitzenkandidaten bestimmt. Auch dies geschah als strategische
Antwort auf den Fall Scharon. Israels Wähler werden sich in unruhigen
Zeiten nach einer weitgehend risikofreien Lösung sehnen. Die größte
Gefahr für Scharons politische Karriere ist nicht der politische
Gegner, es ist der überraschend gekommene Schlaganfall.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post