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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den Vorwahlen in den USA

Archivmeldung vom 07.02.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 07.02.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Hillary Clinton oder Barack Obama? Der »Super-Dienstag« hat bei den Demokraten nach 22 Vorwahlen nicht gehalten, was sein Name verspricht. Clinton und Obama lieben faktisch Kopf an Kopf, niemand super, beide gleichauf. Für Republikaner John McCain gilt dagegen endgültig »Mac is back« - und die Spannung bei den Konservativen ist dahin.

Die Demokraten befinden sich auf dem direkten Weg ins Weiße Haus. Kein Drama, sondern von Vorteil wäre, wenn die K(andidaten)-Frage womöglich bis zur Parteitagsentscheidung am 28. August offen und damit interessant bliebe. Zwei von drei Demokraten wollen schwarz, und ebenso viele diesmal weiblich wählen... Auf jeden Fall werden die Demokraten das bekanntere Gesicht am »richtigen« Wahltag, 4. November, präsentieren. Jetzt bloß kein Streit! Vorwahlen, die bisher mehr als Formsache galten, werden plötzlich wichtig. In Ermangelung politischer Inhalte sollte weder Angiften (Hillarys Spezialität) noch burschikoses Verletzen (Obamas Unart) den politisch perfekten Spin überdrehen. Schon streiten die danach benannten Spin-Doktors darüber, wer von der Verzögerung mehr profitiert. Je länger die Entscheidung offen bleibt, um mehr sollte Obama in Sachen Popularität aufholen. Clinton setzt darauf, dass ihr innerparteilicher Konkurrent den Umfrage-Zenit schon überschritten hat. Demoskopen hatten Obama in Kalifornien weit vor Clinton gesehen. Sie wurden - wie so oft - vom realen Wähler eines Besseren belehrt. Obamas Aufstieg wäre danach schon gestoppt. Die kommenden wöchentlichen TV- und Radio-Duelle geben Clinton Gelegenheit, mit Detailwissen zu glänzen. Echte politische Sachthemen sind eben doch nicht ganz von gestern. Auch wenn John McCain in den Schlüsselstaaten New York und Kalifornien seine Favoritenrolle festigte, ist das allerletzte Wort im republikanischen Lager auch noch nicht gesprochen. Sein schärfster Rivale Mitt Romney konnte ebenso wie der von vielen abgeschriebene Mike Huckabee punkten. Der Dritte im Bunde gewann sogar fünf Staaten. McCain muss darauf gefasst sein, dass ausgerechnet Kräfte innerhalb seiner Partei dem Mann aus Phönix (Arizona) noch die Flügel stutzen. So ein »Maverick« (Querkopf) wie McCain bietet einfach zu viele Angriffsflächen. Er war noch für mehr Truppen im Irak, als selbst den meisten Republikanern das Sterben und Töten zu weit ging. Andererseits erkennt er den Klimawandel an, toleriert Abtreibung und will eine liberalere Einwanderungspolitik. In der vermutlich wahlentscheidenden Irakkriegsfrage böten McCain und Obama dem Wähler echte Alternativen. Der eine will ein starkes Amerika und zeigt Durchhaltevermögen, der andere kann von sich behaupten, er sei von Anfang an dagegen gewesen. Die Kandidatin Clinton böte beides - erst dafür und dann dagegen: Solche Positionen liebt niemand, sie werden aber meist gewählt.

Quelle: Westfalen-Blatt

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