Börsen-Zeitung: Im Kern stabil
Archivmeldung vom 06.02.2019
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Freigeschaltet durch André OttKnapp drei Monate nach ihrer ersten - aus Sicht des Marktes allzu forschen - Prognose für 2019 ist Infineon in der Realität angekommen. Deutschlands größter Halbleiterhersteller dämpfte die Erwartungen in Bezug auf den Umsatz und das Ergebnis. Dieser Schritt überraschte nicht.
Seit der Bilanzvorlage des Konzerns Mitte November ist einiges in der Welt passiert: Aufgrund des Handelskonflikts mit den USA kühlt sich die Konjunktur in China ab. Anfang dieses Jahres kappte der Technologieriese Apple seine Umsatzprognose, was unter den Chipwerten ein Kursbeben auslöst. Infineon kann sich dieser Entwicklung nicht entziehen, wenn man berücksichtigt, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt mittlerweile für ein Viertel der Konzernerlöse steht.
Die gewachsene Vorsicht der Konzernführung von Infineon untermauert die Furcht der Anleger, dass der jahrelange Boom in der Halbleiterindustrie zu Ende gehen könnte. Bereits im Herbst nahmen die Investoren Infineon-Chef Reinhard Ploss den relativ optimistischen Jahresausblick nicht ab. Die Aktie büßte seinerzeit fast 8% ein. Am Dienstag, nach Vorlage der Quartalszahlen, notierte das Papier hingegen zeitweise gut 3% fester, obwohl Ploss und seine Vorstandskollegen die eigenen Wachstumsansprüche nach unten schraubten. Mit dem neuen Ausblick können die Anleger offensichtlich gut leben, spiegelt dieser doch die Möglichkeiten des Unternehmens in einem schwieriger gewordenen Umfeld besser wider als das, was das Management zuvor beabsichtigte. Analysten halten an ihren Kaufempfehlungen für die Aktie fest. Sie trauen dem Unternehmen zu, Kurs halten zu können.
Genau diese Botschaft transportiert Ploss in den Markt: Ja, auch Infineon erhält einen Dämpfer, die Ergebnisdynamik lässt etwas nach, aber das Geschäft und damit die Equity Story bleibt intakt. Trotz der gedämpften Erwartungen peilt das Dax-Mitglied mit Sitz in Neubiberg bei München 2019 einen Rekord an. Die Erlöse und der operative Gewinn sollen firmeneigene Bestwerte erreichen. In ihren Kernaktivitäten Automotive und industrielle Anwendungen - unter anderem Automatisierungstechnik - ist Infineon operativ nach wie vor stabil unterwegs.
Was ist aber, wenn die Weltwirtschaft stärker abfällt als bisher befürchtet? Dann würde das Unternehmen seine Investitionen weiter kürzen, um zu vermeiden, teure Überkapazitäten aufzubauen, die den Gewinn schmälern. Ploss ist auf ein solches Szenario mit einem Plan B vorbereitet. Die Anleger vermutlich ebenso.
Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Stefan Kroneck