Neue OZ: Plus kommt nicht an
Archivmeldung vom 03.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie Nachricht von steigenden Reallöhnen wird die schwarz-gelbe Koalition in den nächsten Tagen als untrüglichen Beweis des wirtschaftlichen Aufschwungs bezeichnen. Das stimmt aber nur teilweise.
Die frohe Botschaft aus der Wirtschaft wird nämlich teilweise mit Schulden finanziert. Zum Plus bei den Reallöhnen haben schließlich auch die hohen Tarifabschlüsse des vergangenen Jahres beigetragen - zum Beispiel für die rund 700 000 Beschäftigten der Länder. Dieses Plus wird nicht mit mehr Gewinn finanziert, sondern aus dem Steuertopf. Außerdem kommt das Reallohn-Plus bei vielen gar nicht an: Nur Arbeitnehmer mit vollem Tariflohn haben tatsächlich mehr Geld zur Verfügung. Die jüngste Krise in der Automobilindustrie zeigt aber beispielhaft, dass das längst nicht auf alle zutrifft: Kurzarbeit und der Abbau von Arbeitszeitkonten schmälern bei Hunderttausenden den Geldbeutel.
Doch die Lage ist nicht nur düster. Es gibt in einigen Branchen erkennbar die Rückkehr zur Normalität. So werden gerade in der Banken- und der Versicherungsbranche mittlerweile wieder übertarifliche Leistungen und erfolgsabhängige Boni gezahlt, die noch vor einem Jahr oft dem radikalen Sparzwang der Konzerne zum Opfer gefallen sind. Also: Die Reallöhne steigen - aber längst nicht für jeden.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung