Lausitzer Rundschau: Der deutsch-französische Gipfel Im Gleichschritt
Archivmeldung vom 13.11.2007
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 13.11.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie deutsch-französische Zusammenarbeit funktioniert ganz offenkundig immer dann am besten, wenn die CDU das Kanzleramt besetzt. Gestern jedenfalls beim Gipfel in Berlin wurde ganz offenkundig, dass sich Nicolas Sarkozy und Angela Merkel inzwischen fast schon so gut verstehen wie zuletzt Helmut Kohl und Francois Mitterand.
Dieses neue Maß an Gemeinsamkeiten ist verbunden mit einer
tiefgreifenden Veränderung in der Außenpolitik.
Beide, Sarkozy wie Merkel, haben in den vergangenen Monaten klar
gestellt, dass ihnen dabei ein besseres Verhältnis mit den USA von
besonderer Wichtigkeit ist.
Die Besuche bei George W. Bush waren Demonstrationen des Bruchs mit
den Vorgängern. Damit haben der französische Präsident wie die
deutsche Kanzlerin auch klar gestellt, dass sie in Europa wieder das
in der Vergangenheit so bewährte Führungsduo spielen wollen, das die
weitere Entwicklung der EU entscheidend beeinflusst. Die besondere
Rolle, die Großbritannien unter Tony Blair in den transatlantischen
Beziehungen spielte, hat sich damit auf das seit langem übliche Maß
der gemeinsamen angelsächsischen Erbschaft des einstigen Mutterlandes
und der zur Supermacht aufgestiegenen Kolonie reduziert.
Die neue deutsch-französische Einigkeit unter konservativen
Vorzeichen ist für den sozialdemokratischen Koalitionspartner der
Kanzlerin eine nur schwer verdauliche Zumutung. Die enge Anlehnung an
die USA, die Skepsis gegenüber Putins Russland, die Ablehnung eines
EU-Beitritts der Türkei - das alles ist meilenweit entfernt von dem
Kurs, den Gerhard Schröder und sein damaliger Kanzleramtschef und
jetzige Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier verfolgten. Dem
bleibt da wenig mehr übrig, als brav mitzusingen.
Die Nagelprobe auf ihre wirkliche Belastbarkeit steht der
Paris-Berlin-Allianz aber noch bevor. Denn den Preis für das
gemeinsame Vorgehen gegen den widerborstigen Iran werden zunächst vor
allem die deutschen Unternehmen zu zahlen haben. Und die ultimative
Drohung mit militärischer Gewalt dürfe der Kanzlerin viel kosten an
Zustimmung beim Wahlvolk. Aber Merkel scheint dies derzeit nicht
sonderlich zu schrecken.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau