Lausitzer Rundschau: FDP-Parteitag in Stuttgart Die Westerwelle-Partei
Archivmeldung vom 16.06.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittDie FDP ist Guido Westerwelle, nach nur sechs Jahren unter seiner Führung. Von keiner Partei in Deutschland kann man sagen, dass sie so sehr von einer Person dominiert wird. Ausgerechnet die Freigeister.
Westerwelle wurde gestern grandios wiedergewählt, seine krude These,
nach der Deutschland mitten in einem Linksruck steckt, frenetisch
gefeiert. Die FDP hat sich Westerwelle ergeben, weil sie sich auf ihn
als jenen Heilsbringer verständigt hat, der sie 2009 zurückbringen
soll an die Macht. Bis dahin darf Westerwelle. Als Krise herrschte in
Deutschland, machte er auf Spaßpartei mit Guidomobil und Projekt 18.
Jetzt, im Aufschwung, gibt er den Spaßverderber und beschwört den
ökonomischen Niedergang. Die Partei schaut ihm zu wie ein Züchter
seinem jungen Rennpferd, dessen Eskapaden ihn genauso erfreuen wie
jedes Zeichen der langsamen Reifung. Westerwelle hat ein Team um sich
geschart, Koch-Mehrin, Niebel, Pinkwart, Homburger, Pieper, das ihm
ähnelt. Die Partei wirkt an der Spitze wie ein Start-Up-Unternehmen.
Flott, eloquent, aber auch kulturell recht eindimensional. Typen wie
Brüderle, Querdenker wie Baum, Traditionalisten wie Solms oder
Gerhardt spielen nur noch Nebenrollen.
Auch inhaltlich hat die FDP an Vielfalt eingebüßt. Immer mehr trimmt
Westerwelle sie in Richtung radikaler Reformen. Immer stärker bindet
er die Partei an die Perspektive einer Koalition mit der Union, denn
mit den Grünen wird sein Programm nicht gehen, in einer
Ampelkoalition zusammen mit der SPD erst recht nicht. Westerwelle hat
diese Alternative zur Großen Koalition schon 2005 verhindert und wird
sie auch 2009 verhindern. Westerwelle beklagt einen Linksruck der
CDU, er macht die Alt-68er für die Mängel in Deutschland
verantwortlich, er glaubt allen Ernstes, die FDP repräsentiere als
einzige die Mitte des Landes, und er ist überzeugt, dass es beim
nächsten Mal für CDU und FDP reicht, dass also eine Mehrheit der
Deutschen seine radikalen Reformen will. Westerwelle ist auf dem
Zenit seiner Macht. Der eine oder andere in seiner Partei sollte ihn
darauf aufmerksam machen, dass Höhenluft dünn ist und leicht zu
Halluzinationen führen kann.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau