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Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Piratenprozess

Archivmeldung vom 23.11.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.11.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Im Hamburger Piratenprozess treffen Welten aufeinander. Noch ist nicht absehbar, auf welcher Seite der Gerichtsschranken der Kulturschock heftiger ausfällt. Da stehen chronisch unterernährte Kindsgestalten, die mit schweren Waffen in internationalen Gewässern auf Beutezug gehen. Ihnen gegenüber sitzt ein hoch zivilisierter Justizapparat. Dessen professionelle Effektivität dürfte den Angeklagten ähnlich viel Furcht einjagen wie das gnadenlose Recht des Stärkeren in ihrer bürgerkriegszerrissenen Heimat.

So viel ist klar: Die Seeräuber haben Schwierigkeiten, überhaupt zu verstehen, was mit ihnen geschieht. Die Verteidigung soll und darf alle Finten des Prozessrechts nutzen, droht aber Absurditäten auf die Spitze zu treiben. Selbst die Staatsanwälte dürften leise Zweifel an der vollen Strafmündig- und Straffähigkeit der zehn Kaperfahrer in Gummilatschen hegen. Das Gericht schließlich muss ein Urteil fällen, das weltweit abschreckt, die Umstände berücksichtigt und zugleich dem Rechtsempfinden nach internationalen, deutschen und somalischen Verständnis Rechnung trägt. Kurzum: unmöglich.

Quelle: Westfalen-Blatt

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