Neue OZ: Demokrat Berlusconi
Archivmeldung vom 15.12.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBezeichnend für den Stand der Demokratie in Italien ist weniger die Gewalt gegen Regierungschef Silvio Berlusconi als das, was darauf folgt. Namhafte Vertreter der politischen Klasse schlachten die Tat für kindisches Gezänk darüber aus, wie viel Mitschuld der Gepeinigte trägt. Das erhellt, warum diese politische Klasse in Misskredit geraten ist: So tief, dass die italienische Demokratie in der Krise steckt.
Deren leibhaftiges Anzeichen ist Berlusconi. Trotz beispielloser Korruptionsaffären, bodenloser Nähe zum organisierten Verbrechen und geschmackloser Weibergeschichten regiert er das drittstärkste Land der EU. Als mächtigster Medienunternehmer und reichster Italiener und als einer, der das eine skrupellos mit dem anderen vermengt.
Diese Stellung Berlusconis, dazu sein prahlerisch-selbstgerechter Auftritt sorgen dafür, dass er dermaßen polarisiert. Nur: Berlusconi mag die Demokratie und die Würde ihrer Ämter der Lächerlichkeit preisgeben - aber er steht keineswegs außerhalb der Demokratie. Klare Mehrheiten haben ihn gewählt, kaufen seine Produkte, sehen ihm seine Verfehlungen nach.
Deshalb hat für ihn wie für jeden Demokraten zu gelten: Wem er nicht passt, der soll Mehrheiten gegen ihn zustande bringen. Den Mann blutig zu schlagen ist ein Verbrechen - gegen die Person und gegen die Demokratie.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung