Neues Deutschland: zur Lage um Korea
Archivmeldung vom 24.11.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittGranaten sollen von Nord- nach Südkorea geschossen worden sein, zwei Soldaten sind tot. Die Klage ist groß und die Angst der Menschen vor Krieg verständlich. Die von der Regierung in Seoul geäußerte Empörung - in die der Westen unisono eingestimmt hat - wäre allerdings plausibler gewesen mit einer Antwort auf den Vorhalt des Nordens, die ersten Geschosse gestern seien von Süd nach Nord geflogen und erst dann auch umgekehrt.
Es ist ein Grenzzwischenfall, wie er nicht das erste Mal passierte in den vielen Jahrzehnten des Nichtfriedens an dieser letzten Grenze des kalten Krieges. Bei mancher Äußerung westlicher Politiker drängt sich allerdings der Eindruck auf, sie bewege weniger die Sorge um Frieden als der Gedanke an Bestrafung des Nordens. Dort, in der KDVR, hat man bisher zur Aufklärung nicht übermäßig beigetragen. Die sparsamen Verlautbarungen aus Pjöngjang zur Sache sind zur Deeskalation offenbar weder gedacht noch geeignet.  Der Schusswechsel hat aber eine politische Vorgeschichte, die nicht ausgespart werden kann. Lee Myung Bak, Präsident der Republik im Süden, hatte 2008 erklärt, dass es vorbei sei mit der »Sonnenscheinpolitik«, also der Annäherung an den Norden. Seitdem wurde der Ton schärfer, es kranken die gemeinsamen Wirtschaftszonen, und es regnet wieder Propaganda-Flugblätter über dem Norden. Das lässt Soldatenfinger am Abzug nervöser werden - egal, wer nun zuerst gefeuert hat.
Quelle: Neues Deutschland