WAZ: Landung auf dem Mond - Das Ende des Optimismus
Archivmeldung vom 18.07.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs gibt Ereignisse, die man nicht vergisst. Jeder weiß noch genau, wo er gerade war, als ihn die Nachricht vom 11. September erreichte. In diese Reihe gehören der Anschlag auf John F. Kennedy - aber vor allem die Landung des ersten Menschen auf dem Mond.
Die Eroberung des Weltraums war schon immer ein Traum. Hinter der Verwirklichung stand ein sehr irdisches Motiv: der Krieg der Systeme zwischen der Sowjetunion und den USA. Moskau hatte mit Sputnik den ersten Satelliten und mit Juri Gagarin auch den ersten Menschen ins All geschickt. Die Amerikaner fürchteten, den Anschluss zu verlieren.
Anfang der Sechziger erklärte Präsident Kennedy die Reise zum Mond deshalb zur nationalen Aufgabe. Kein Jahrzehnt hätte besser gepasst. Die Sechziger, das war das Vertrauen in eine grenzenlose Technik, gepaart mit einem unerschütterlichen Zukunftsglauben, der sogar die Generation der Rebellen einschloss. Alle waren sicher, dass alles möglich ist, warum nicht auch eine Landung auf dem Mond.
Am Ende - und zum Höhepunkt - eines Jahrzehnts des Aufbruchs standen zwei markante Ereignisse. Am 20. Juli 1969 betrat Neil Armstrong den Erdtrabanten. Ein paar Wochen später versammelte sich die Flower-Power-Generation in Woodstock. Grüßte die Welt triumphierend mit dem Peace-Zeichen und beschwor das Bild der Vietnam-Bomber, die sich allein durch die Macht der Blumen in Schmetterlinge verwandeln. Nur drei Jahre später war alles vorbei. Beim Festival in Altamont, wo die Hells Angels einen Fan der Rolling Stones erstachen, zerbrach der Hippie-Traum. Kurz zuvor war die letzte Apollo-Mission vom Mond zurückgekehrt, kaum beachtet von einer Öffentlichkeit, die sich längst satt gesehen hatte und das vorzeitige Ende des einst wesentlich umfangreicher geplanten Programms begrüßte.
Ab und an flackert der Traum noch mal auf. Für einen Flug zum Mars wollte George Bush unlängst die Amerikaner wieder begeistern, aber die Reaktionen waren verhalten. Es wäre nicht mehr das erste Mal, dass ein Mensch die Erde verlässt, alles schon mal gesehen, und was das kostet. Die Sechziger mit ihren grenzenlos scheinenden Möglichkeiten sind längst Geschichte. Woodstock wäre übrigens heute auch nicht mehr möglich.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung