Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu den US-Vorwahlen
Archivmeldung vom 05.03.2012
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittIn zehn US-Bundesstaaten wird morgen die republikanische Präsidentschaftsvorwahl fortgesetzt. Am »Super Tuesday« geht es um 424 der insgesamt 1144 Delegiertenstimmen, die zur Kandidatennominierung erforderlich sind. Doch noch ist nicht sicher, ob dieser 5. März den einen Spitzenmann bringt, der Amtsinhaber Barack Obama im November schlagen kann. Mit weiterhin vier Kandidaten bleiben die Republikaner vorerst zerstritten.
John McCain hat genug: Der schmutzige Wahlkampf der Republikaner schade seiner Partei und müsse aufhören, erklärt der Ex-Präsidentschaftskandidat. Doch politische Schlammschlachten sind in US-Wahlkämpfen der Normalfall. In negativen TV-Spots - so genannten »Attack-Ads« - wird der politische Gegner angegriffen und verleumdet. Mitt Romney hat diesmal besonders scharfe Hetz-Sendungen verbreiten lassen. Gleichwohl bleibt Romney der hoffnungsvollste Kandidat. Er hat in Arizona, Michigan und zuletzt in Washington gewonnen. Am »Super Dienstag« hofft der Multimillionär nun auf Erfolge in Massachusetts, Vermont, Idaho und Virginia. Doch Rick Santorum und Newt Gingrich sitzen ihm im Nacken: Santorum führt in Ohio, wo 66 Stimmen vergeben werden, und Gingrich dürfte die 76 Stimmen seines Heimatstaates Georgia erringen. Gingrich rechnet überdies mit guten Ergebnissen in Oklahoma und Tennessee. Kommt es so, bliebe das Feld offen. Erst recht, da der vierte Kandidat Ron Paul zwar als abgeschlagen gilt, seinen drei Konkurrenten aber noch wertvolle Stimmen wegnehmen kann. Ohne Sieger jedoch bleiben die Republikaner in der aufreibenden Phase der innerparteilichen Konfrontation stecken. Kritik gibt es weiter an allen Kandidaten: Die Konservativen halten Romney für zu gemäßigt. Santorum wiederum hat schwere Fehler begangen. Unter anderem sagte er, beim Gedanken an eine Kennedy-Rede müsse er sich »übergeben«. Gingrich gilt als ein unsteter Opportunist. Was Wunder, dass sich viele Republikaner einen ganz neuen Kandidaten wünschen, der all die Altlasten, Fehler und exzentrischen Positionen der Herren Romney, Santorum und Gingrich nicht mitbringt. Während die Republikaner mit sich beschäftigt sind, profitiert der Präsident. Je länger sich der Vorwahlkampf der Konkurrenz hinzieht, desto besser wird seine Ausgangsposition. Zudem sieht Obama weitere Positiv-Schlagzeilen auf seiner Seite: Die Verbraucher melden ein zunehmendes Vertrauen in die Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit ist seit fünf Monaten gefallen, und immer mehr Amerikaner halten die Entwicklung Amerikas für positiv. Obendrein ergeben die meisten Umfragen, dass Obama jeden der Herausforderer heute mit zwei bis zehn Prozent schlagen würde. Entsprechend optimistisch gibt sich Obama. Sollten dieser Trend und der gefühlte Wirtschaftsaufschwung bis November anhalten, werden die Republikaner den Kürzeren ziehen - egal, wer am »Super Tuesday« gewinnt.
Quelle: Westfalen-Blatt (ots)