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Lausitzer Rundschau: Verbal und total

Archivmeldung vom 03.08.2011

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 03.08.2011 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Mit Nazi-Vergleichen haben sich bundesdeutsche Prominente noch nie einen Gefallen getan. Erinnert sei an Helmut Kohl, der Michael Gorbatschow mit NS-Propaganda-Minister Joseph Goebbels in einen Topf warf, oder an Herta-Däubler Gmelin, die den damaligen US-Präsidenten George Bush mit Adolf Hitler verglich, weshalb sie sogar als Bundesjustizministerin zurücktreten musste. Auch Heiner Geißler hatte sich in seiner Amtszeit als CDU-Generalsekretär auf dieses Glatteis begeben und die Friedensbewegung mit Auschwitz vermengt. Auch ihm trug das viel Ärger ein.

Gerade Heiner Geißler hätte es also besser wissen müssen. Seine verbale Anleihe bei Goebbels im Zusammenhang mit dem Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 ist einfach dümmlich und eine Beleidigung für jeden halbwegs geschichtsbewanderten Menschen. Was hat der "totale Krieg" zur Ausrottung ganzer Völker mit dem "verbalen Krieg" zu tun, den Geißler angesichts der zweifellos harten Auseinandersetzungen um den geplanten Tiefbahnhof geißeln wollte, wie er am Dienstag nachträglich erklärte? Überhaupt nichts. Natürlich hat Geißler Recht, wenn er vor weiterer Gewalt warnt. Aber bitte nicht auf diese unsinnige Art. Geißler deshalb nun wahlweise in die nazistische Ecke zu rücken oder als Verharmloser der Goebbelschen Propaganda darzustellen, wäre trotzdem verfehlt. Offenbar sind ihm einfach die Nerven durchgegangen. Ein intelligenter Mann wie Geißler, davon zeugen auch seine zahlreichen Buchveröffentlichungen, müsste sich eigentlich darüber selbst am meisten ärgern. Er hat sich schlicht vergaloppiert.

Quelle: Lausitzer Rundschau (ots)

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