Allg. Zeitung Mainz: Unbedingt mit ins Boot (zu Streubomben)
Archivmeldung vom 30.05.2008
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Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt100 Staaten dieser Welt haben sich darauf geeinigt, eines der verheerendsten Waffensysteme unterhalb der Schwelle von ABC-Waffen, die so genannte Streubombe, zu ächten. Der Jubel darüber am Konferenzort Dublin ist verständlich, doch er ist zumindest verfrüht, wenn nicht sogar unangebracht.
Denn genau die Staaten, die die größten Vorräte an diesen Bomben besitzen und diese auch bis heute einsetzen, werden die Vereinbarung zur Ächtung nicht unterschreiben. Darauf zu setzen, dass sich die USA, Russland, China, Indien, Pakistan oder auch Israel einem moralischen Druck beugen, den die Dubliner Vereinbarung erzeugen könnte, ist blauäugig. Denn mit Streubomben kann man ohne großen Aufwand und vor allem ohne die Gefahr eigener Verluste ganze Landstriche unbegehbar machen. Das stoppt zuverlässig den Vormarsch regulärer Armeen, aber auch das Einsickern selbst kleiner Terroristen-Einheiten in das eigene Territorium. Darauf wird im Ernstfall kein Kommandeur verzichten. Das Schlimme daran ist, dass die meisten Modelle dieser Minibomben keinen Selbstzerstörungsmechanismus haben, ihre Beseitigung deshalb nur in mühsamer und hochgefährlicher Handarbeit möglich ist. Das hat zur Folge, dass noch nach Jahrzehnten vor allem Zivilisten zu Opfern werden. Deshalb kann die Einigung von Dublin im Grunde nur der Anfang einer neuen politischen Initiative sein. Länder mit globalem Einfluss wie Deutschland, Großbritannien oder Frankreich müssen, wenn sie ihre eigenen Unterschriften ernst nehmen, in den USA, in Russland, China, Indien, Pakistan aber auch in Israel Überzeugungsarbeit leisten. Diese Staaten müssen unbedingt mit ins Boot, sonst ist der Vertrag von Dublin nicht das Papier wert, auf dem er geschrieben steht.
Quelle: Allgemeine Zeitung Mainz