Rheinische Post: Browns Bluff
Archivmeldung vom 08.10.2007
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittAn Selbstmord aus Angst vor dem eigenen Tode erinnert das politische Manöver des britischen Premierministers Gordon Brown: Wochenlang hatte der Nachfolger von Tony Blair fleißig Spekulationen um Neuwahlen genährt, um dann am Wochenende kleinlaut den Rückzieher zu verkünden.
Über den Grund mussten die Briten nicht lange rätseln:
Die konservativen Tories, seit der Machtübergabe in der Downing
Street in Umfragen stets weit abgeschlagen, liegen seit kurzem Kopf
an Kopf mit der Labour-Partei des Premiers. Browns Plan für Neuwahlen
war unnötig, jetzt ist er als Bluff entlarvt. Der mächtigste
Politiker Großbritanniens steht als einer da, der kneift. Wer zögert,
verliert. Diese alte Wahlkampf-Wahrheit wird Brown in den nächsten
Monaten noch zu spüren bekommen. Denn obwohl die nächsten
Unterhaus-Wahlen erst spätestens im Mai 2010 stattfinden müssen, ist
das Rennen eröffnet. Die Tories vermitteln fröhlich den Eindruck, sie
seien dafür bestens gerüstet. Brown hingegen muss nach 100-tägiger
Schonfrist im neuen Amt erst noch beweisen, ob er das Zeug zum
Regieren hat. Und dabei hat er nicht nur die Opposition im Nacken,
sondern seit diesem Wochenende auch viele Abgeordnete der eigenen
Partei.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post