Neue Westfälische (Bielefeld): Belgien ist nicht die CSSR
Archivmeldung vom 06.09.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWarum sollen eigentlich Flamen und Wallonen nicht tun, was Tschechen und Slowaken getan haben? Die beendeten 1993 nach einem dreiviertel Jahrhundert schiedlich-friedlich das Zusammenleben im gemeinsamen Staat. Ob das nötig und nützlich war, kann man debattieren. Es konnte aber mit überschaubarem Aufwand vollzogen werden. Aufregung und Trennungsschmerz bei einem Teil der Bevölkerung währten nur kurz.
Aber: In der vormaligen CSSR war die Gütertrennung kein Problem, in Belgien wäre sie noch vertrackter als das existierende Staatswesen. Das Königreich besteht nicht aus zwei, sondern aus drei Teilen - neben Flandern und der Wallonie gibt es die eigenständige Region Brüssel. Die liegt in flämischem Gebiet und ist deswegen die Hauptstadt Flanderns. Andererseits sprechen die Einwohner dort meist Französisch. Sprachgemeinschaften gibt es ebenfalls drei, neben Wallonen und Flamen eine Minderheit deutscher Zunge. Es fehlt also an Sollbruchstellen. Dies mag die letzte Hoffnung des zerbrechenden Staats sein - dass den Belgiern bei näherem Hinsehen aufgeht, was für eine Energie-Verschwendung eine Trennung wäre.
Quelle: Neue Westfälische