Lausitzer Rundschau: zu: Studie über junge Ostdeutsche
Archivmeldung vom 20.04.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittJunge Ostdeutsche empfinden zunehmende Distanz zum politischen und gesellschaftlichen System der Bundesrepublik. Das ist das Ergebnis einer wissenschaftlichen Studie, bei der Sachsen seit ihrer Kindheit in der späten DDR über die Wende bis heute begleitet worden sind.
Überraschend, ehrlich gesagt, ist dieses Fazit nicht.
Dass der deutsche Staat von großen Konzernen beherrscht wird, wie die
überwältigende Mehrzahl der Befragten kritisiert hat, ist eine
Meinung, die auch aus dem Munde von zahlreichen ostdeutschen Rentnern
auf der Straße zu hören ist. Eine Frage des Alters ist diese
Sichtweise nicht - aber auch keine von Ost oder West. In den alten
Bundesländern schimpfen ebenfalls Tausende, wenn nicht Millionen von
Menschen über einen anscheinend schrankenlosen Kapitalismus, der das
Land im Griff hat. So sprechen sie in den Warteschlangen der
Jobcenter bei Hartz-IV-Demos, doch genauso auf Parties oder in der
Kneipe. Eine Frage der Bildung ist solches Klagen ebenfalls nicht,
die Unzufriedenheit zieht sich durch alle Gesellschaftsschichten, vom
Hauptschüler bis zum Akademiker mit Doktorhut, nur würde sie von
letzterem wohl etwas differenzierter formuliert.
So lange es Politik und Wirtschaft nicht schaffen, mehr statt immer
weniger Arbeitsplätze, Wohlstand und gesellschaftliche Teilhabe zu
schaffen, so lange wird auch die Distanz zum System der
Bundesrepublik in der Bevölkerung eher zu- als abnehmen. Und zwar
nicht nur bei jungen Ostdeutschen.
Quelle: Pressemitteilung Lausitzer Rundschau