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Bilanz-Horror

Archivmeldung vom 31.01.2020

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 31.01.2020 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Die Deutsche Bank hat ein Milliardenergebnis eingefahren, allerdings wieder einmal mit negativem Vorzeichen. Zum fünften Mal in Folge wird den Aktionären ein Fehlbetrag zugerechnet, diesmal von nicht weniger als 5,7 Mrd. Euro. Überhaupt kommen Bilanzhorror-Fans bei Lektüre des Zahlenwerks auf ihre Kosten, etwa beim Blick auf die Aufwandsquote von 120% und die Eigenkapitalrendite von minus 12,6% im Schlussquartal - oder die schwindelerregende Summe von 15 Mrd. Euro, die das Haus seinen Aktionären seit 2015 an Verlusten beschert hat.

Anteilseigner, die dem Titel dennoch seither die Stange gehalten haben, werden es auch verkraften, sollten sie für 2019 abermals mit der Minidividende abgespeist werden, während Hunderte von Deutsche-Bank-Angestellten jeweils mehr als 1 Mill. Euro kassieren. Alles beim Alten in der Deutschen Bank? Nicht ganz.

Dagegen spricht schon der Kurssprung, der den Wert, seit dem Investorentag im Dezember ohnehin im Aufwärtstrend, am Donnerstag an die Spitze des Dax 30 katapultierte. Die Investoren honorieren damit, dass das Management den Umbau des Konzerns nicht nur angepackt, sondern dabei zumindest bislang auch mehr oder weniger alle Ziele eingehalten hat. Vor allem flößt ihnen Hoffnung ein, dass die Erträge des Konzerns im Schlussquartal nicht so stark gefallen sind wie erwartet, weil der Handel mit Festverzinslichen dank freundlicher Märkte und eines strammen Basiseffekts 31% mehr Ertrag eingespielt hat als vor Jahresfrist - auch wenn die Steigerungsraten bei US-Wettbewerbern zum Teil doppelt so hoch ausgefallen sind.

Die Restrukturierung bleibt indes ein Ritt auf der Rasierklinge. Dass etwa der im Sommer beschlossene Rückzug aus dem Aktienhandel an anderen Bereichen nicht spurlos vorübergeht, zeigen Ertragsrückgänge im Aktienemissions-, im Beratungsgeschäft sowie im Segment Wertpapierdienste. Die Ergebnislage bleibt ohnehin prekär: Die Unternehmensbank, Vorzeigeobjekt der strategischen Planungen, und das Privatkundengeschäft sind im Schlussquartal infolge höherer Kosten in die Verlustzone gedreht, die Investmentbank schrieb weiter rote Zahlen.

Der Vorstand um Christian Sewing schafft es inzwischen gleichwohl, die Anleger bei Laune und die Aktionäre kurzzuhalten. Dies ist keine geringe Management-Leistung. Ob die Bank es deshalb schafft, derart nach vorn zu kommen, wie es ihre Strategie für Ende 2022 vorsieht, steht noch dahin. Vertrauen im Markt ist dafür zwingende, aber nicht hinreichende Voraussetzung.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Bernd Neubacher

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