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WAZ: Starke Lohnerhöhungen erwartet

Archivmeldung vom 27.12.2007

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 27.12.2007 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Das wird ein heißer Tanz um mehr Lohn. Die Gewerkschaften fordern angesichts der guten Konjunktur einen großen Schluck aus der Pulle. Die jüngste Verdi-Forderung nach einer Lohnerhöhung von acht Prozent für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst hat sicherlich so manchem Kämmerer die Weihnachtstage verhagelt.

Wie, bitte schön, sollen klamme Kommunen wie Essen, Duisburg und Bochum denn dieses zusätzliche Geld aufbringen?

Daher handeln führende Wirtschaftsforschungsinstitute auch konsequent und verantwortungsvoll, wenn sie vor zu hohen Lohnabschlüssen im kommenden Jahr warnen. Der Präsident des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Christoph M. Schmidt, fordert angesichts von 3,5 Millionen Arbeitslosen eine "beschäftigungsorientierte Lohnpolitik", die kaum Spielräume für Lohnerhöhungen erlaube. Rückendeckung erhält er von Ulrich Blum, Präsident des Wirtschaftsforschungsinstituts Halle, der hohe Tarifabschlüsse für einen Konjunkturkiller hält. So seien bereits jetzt die Lohnstückkosten nach Jahren des Rückgangs gestiegen und drohten, die internationale Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands zu unterminieren.

Die Mahner, die zur Mäßigung bei den Lohnerhöhungen aufrufen, haben in der derzeitigen politischen Großwetterlage eindeutig die schlechteren Karten. Schuld daran ist ein Teil der Managerkaste, der sich ohne Scham die Taschen prall füllt. Nachdem Bundeskanzlerin Angela Merkel den deutschen Topmanagern Gier vorgeworfen hat, setzen jetzt DGB-Chef Michael Sommer und Bischof Wolfgang Huber nach: Angesichts steigender Managergehälter müssten nun die Arbeitnehmer deutliche Lohnerhöhungen bekommen.

In der Tat muss es der bescheiden bezahlten Frisörin, dem Polizisten, dem Lokführer und - Achtung Herr Bischof Huber - dem Arzt in kirchlichen Krankenhäusern zynisch vorkommen, wenn Manager wie Schrempp und Kleinfeld bei ihrem Abgang noch Millionen hinterhergeworfen bekommen. Und wenn sich die Abgeordneten des Bundestages eine Diätenerhöhung von über neun Prozent genehmigen, schert sich der normale Arbeitnehmer zu Recht einen Kehricht um die Konjunktur und Konkurrenzfähigkeit in Zeiten der Globalisierung. Zu viele derjenigen mit dicken Brieftaschen predigen Wasser und trinken selbst Wein. Wenn offensichtlich viel zu viele zunächst nur an sich denken, wäre der kleine Mann dumm, wenn er das nicht täte.

Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung (von Wilhelm Klümper)

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