Leipziger Volkszeitung zum Renteneintrittsalter
Archivmeldung vom 30.01.2006
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVerlorenes Vertrauen können Politiker nur zurückgewinnen, wenn sie handwerkliche Fehler vermeiden. Insofern ist der Vorstoß von Vize-Kanzler Franz Müntefering, die Rente mit 67 schneller als bislang geplant zu erhöhen, eine Pleite. Warum fragt sich der staunende Beobachter, ist der schnellere Weg nicht bereits im Koalitionsvertrag festgelegt worden?
Dass die Koalition überhaupt das Rentenalter angehoben hat, darf als
Fortschritt gewertet werden. Die Regierungen zuvor fassten das heiße
Eisen erst gar nicht an. Doch die Hoffnung, dass Beiträge zur Rente
für die schrumpfende Zahl der Arbeitnehmer erträglich gehalten werden
können, indem heutige Rentner mit kleinen Kürzungen und spätere
Rentner mit großen Einschnitten leben müssen, ist scheinheilig. Im
Prinzip sind die Kassen pleite. Daran wird auch die Rente ab 67
Jahren nichts ändern. Nirgendwo zeigt sich die Ohnmacht der Politik
deutlicher als in dieser Frage.
Angesichts von fünf Millionen Erwerbslosen lässt sich schwer
vermitteln, warum länger gearbeitet werden soll. Noch dazu gerade
erst im Koalitionsvertrag die Verlängerung der Vorruhestandsregelung
festgezurrt worden ist. Hinzu kommt die 58er Regelung und die
Frühverrentung.
Zu Recht stöhnt der Sozialverband VdK, dass bereits die Hälfte der
Betriebe keine Arbeitnehmer über 50 Jahre beschäftigt und dass ein
späteres Renteneintrittsalter dazu führt, dass Frührentner noch
höhere Abschläge bei der Rente hinnehmen müssen. Ohne Zweifel
kalkuliert die Politik das mit ihrem Schritt mit ein.
Mehr noch:Derzeit sieht sie nicht nur zu, wie sich das Heer der
Langzeitarbeitslosen stetig vergrößert, sie kürzt zugleich auch die
Vermittlungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für ältere Arbeitslose.
Die Politik der Koalition und ältere Langzeitarbeitslose haben eins
gemeinsam: nicht vermittelbar.
Quelle: Pressemitteilung Leipziger Volkszeitung