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Börsen-Zeitung: Unterm schlechten Stern

Archivmeldung vom 11.10.2017

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 11.10.2017 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch André Ott

Wann, wenn nicht jetzt. Zwar scheitert der Dax seit Tagen an der 13000er Schwelle. Doch verglichen mit den Monaten zuvor müht sich der Index auf extrem hohem Niveau. Die beste Zeit also für den Kochboxlieferanten Hellofresh, den zweiten Anlauf für sein Initial Public Offering (IPO) zu wagen.

Das allerdings unter einem denkbar schlechten Stern steht: Denn das einzige wirklich vergleichbare Peer-Unternehmen ist die US-amerikanische Blue Apron - und deren Börsengang im Sommer ging gründlich schief. Erst musste die Preisspanne für die angebotenen Aktien um gut ein Drittel von 15 bis 17 Dollar auf 10 bis 11 Dollar eingekocht werden. Ausgegeben wurden die Papiere dann am unteren Rand der Spanne - und sind drei Monate später nur noch etwas über 5,10 Dollar wert. Ein schlechteres Omen ist schwerlich vorstellbar.

Folglich versucht der Hellofresh-Vorstand alles nur Mögliche, um das deutsche Start-up von seinem US-Pendant abzugrenzen. Im Gegensatz zu Blue Apron sei das in Berlin ansässige Unternehmen nicht nur in einem Land tätig, sondern in zehn auf drei Kontinenten. Und anders als der Wettbewerber gewinne Hellofresh in dessen Heimatmarkt "massiv Marktanteile", beteuert CEO und Co-Founder Dominik Richter. Der hatte zuletzt versichert, jederzeit frei entscheiden zu können, wann "sein" Start-up schwarze Zahlen schreibt. Tatsächlich machen die Marketingkosten knapp ein Viertel des Umsatzes aus. Werden die Werbungskosten für die flotte Kundenakquise also nur halbiert, kann Gewinn gezeigt werden. Freilich auf Kosten der weiteren raschen Expansion.

Ob der angepeilte Börsengang fliegt, hängt ganz wesentlich vom Pricing ab. Hier hat die Mutter Rocket Internet, die bis dato 53% an Hellofresh hält, sehr unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Der eigene Emissionspreis im Umfeld des gehypten Alibaba-IPO war zwar vielfach überzeichnet - nachträglich gesehen aber hoffnungslos überzogen. Die Beteiligung Delivery Hero, die im Sommer an die Börse ging, konnte dagegen - trotz Platzierung am oberen Rand der Spanne - deutlich zulegen. Dies müsste auch das Ziel bei Hellofresh sein. Wie zu hören ist, soll der Kochboxlieferant mit 1,5 bis 2,0 Mrd. Euro bewertet sein. Kein Vergleich mit dem ersten IPO-Versuch, als Rocket eine Kapitalisierung von gut 3 Mrd. Euro durchsetzen wollte - was misslang. Bei der letzten Finanzierungsrunde wurde Hellofresh auf 2 Mrd. Euro taxiert. Ein neuerlicher Abschlag eröffnet an der Börse Luft nach oben - und sei's nur, um dem bösen Blue-Apron-Omen entgegenzutreten.

Quelle: Börsen-Zeitung (ots) von Ulli Gericke

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