Rheinische Post: Geblendete Forscher
Archivmeldung vom 30.12.2005
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittVon diesem Schlag wird sich die Stammzellforschung so schnell nicht erholen. Einer der am meisten gefeierten Wissenschaftler ihrer Zunft ist ein Scharlatan. Schlimmer noch: Hwang Woo Suk hat auf vielen Kongressen seine Arbeit vorgestellt und Kooperationen mit Spezialisten aus den USA und Europa begonnen. Keiner der fachkundigen Kollegen will bemerkt haben, dass der Klon-Pionier nur gepfuscht hat.
Dass er die Technik des Klonens von menschlichen Embryonen so wenig
beherrscht wie alle anderen. Die Forschergemeinde hat in ihrer
Kontrollfunktion versagt - geblendet von der eigenen Begeisterung
über schnelle Erfolge in einem aufstrebenden Bereich, der mit
Millionen überschüttet wurde.
Was bleibt? Die nüchterne Erkenntnis, dass das Klonen von Menschen
doch schwieriger ist als erwartet. Und die schöne Idee, mittels
embryonaler Stammzellen abgestorbenes Gewebe wieder ersetzen zu
können. Sie hat nichts von ihrer Faszination eingebüßt. Es werden
viele ehrliche Forscher an ihrer Umsetzung weiterarbeiten: langsamer
als Hwang, dafür sorgfältig und erfolgreich. Hwangs Lügen zwingen zu
mehr Geduld. Sie machen den bisher genannten Plan zunichte, binnen
zehn Jahren die ersten Therapien zu haben. Sie liefern aber keinen
Grund, Stammzellforschung zu verteufeln.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post