WAZ: Fußballidioten sind auch Idioten
Archivmeldung vom 24.05.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittBeim Fußball kann es passieren, dass Fans ihren Gefühlshaushalt nicht ganz im Griff haben. Wer aber glaubt, Ohrfeigen austeilen zu müssen, leidet an einem Riss in der Denkschüssel. Grundsätzlich. Und auf den speziellen Fall Manuel Neuer bezogen. Idioten bleiben eben Idioten. Auch als Fußballidioten. Und selbst dann, wenn sie im königsblauen Lebensraum zu Hause sind.
Warum es den Schalker Torhüter beim Festumzug nach dem Pokalsieg getroffen hat, lässt sich natürlich schnell herleiten. Der 25-Jährige will ausbrechen. Er will den Verein verlassen. Richtung FC Bayern. Das jedoch ist nicht nur sein gutes Recht im Fußball unter professionellen Bedingungen. Das ist auch verständlich. Schalke und Neuer haben sich nämlich bereits voneinander entfernt. Schalke ist nicht größer geworden. Neuer schon. Und deshalb kann der Klub dem derzeit wahrscheinlich weltbesten Torhüter in naher Zukunft sportlich einfach nicht genug bieten. Wenn ein Riss in der Denkschüssel klafft, geht aber offensichtlich viel verloren. Einsicht. Respekt. Vor allem: das menschliche Maß. Der Fußball erweckt allerdings nur immer öfter, stärker und fatalerweise den Eindruck, dass es sich bei ihm um eine virtuelle Spielewelt handelt. Das ist ein Problem des Fußballs, dem diese Realität gegenüber steht: Wer zuschlägt, tut weh - und wird hoffentlich erwischt und zur Verantwortung gezogen.
Quelle: Westdeutsche Allgemeine Zeitung