Neue OZ: Kommentar zu Afghanistan
Archivmeldung vom 30.01.2009
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittZweifel an der deutschen Politik sind berechtigt: Groß mit der Bundeswehr aufmarschieren, aber sich letztlich mit niemandem anlegen wollen - das wird Afghanistans überaus prekäre Sicherheitslage kaum beruhigen.
Und selbstverständlich stellen die Gewinne aus gut 90 Prozent des weltweit vermarkteten Opiums eines der größten Sicherheitsprobleme dieses Landes dar.
Aber gar kein Zweifel besteht, dass die Marschrichtung des NATO-Oberbefehlshabers Bantz Craddock falsch ist. Ohne Rücksicht auf eigene rechtsstaatliche Grundsätze und ohne Anbindung an die afghanische Justiz gegen die Opium-Industrie und ihre Drahtzieher losschlagen hieße: Die NATO macht sich komplett zur Besatzungsmacht. Und sie weitet ihren Einsatz zum Voll-Krieg aus. Wird doch rund die Hälfte des afghanischen Sozialprodukts auf Mohnfeldern und in Drogenlaboren erwirtschaftet.
Lob deshalb den Top-Generälen der NATO aus Deutschland und den USA, die ihrem Oberbefehlshaber diesen Irrweg mit breitem Kreuz verstellen. Das ist mutig, weil ihr Widerstand diesen Zwist unvermeidlich zu einer Personalie macht. Denn einer wird weichen müssen. Schwer vorstellbar, dass es nicht Craddock ist. Anderenfalls wäre es nicht weit her mit der Neuausrichtung der US-Sicherheitspolitik, die Präsident Barack Obama versprochen hat.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung