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Lausitzer Rundschau: Barack Obama inszeniert sich als Symbol des Aufbruchs

Archivmeldung vom 26.07.2008

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 26.07.2008 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Deutschen würden Obama wählen. Ob es die Bürger der Vereinigten Staaten tun, muss sich erst noch zeigen. Aber seit Donnerstagabend ist es ein Stück wahrscheinlicher, dass der 44. US-Präsident ein Senator aus Illinois mit kenianischen Wurzeln sein wird.

Denn vor der Berliner Siegessäule ist viel von der Faszination sichtbar geworden, die den 46-Jährigen, der vor vier Jahren selbst in den USA noch weitgehend unbekannt war, zum Sieg über die scheinbar unangreifbare Top-Favoritin Hillary Clinton in den US-Vorwahlen der Demokraten geführt hat. Und die jetzt 200 000 meist junge Menschen auf die erste politische Fanmeile lockte, die die Bundesrepublik je erlebt hat. Es ist so etwas wie der Kennedy-Effekt: Der Kandidat wirkt so jung, dynamisch, charismatisch, voller Energie wie der legendäre US-Präsident, dessen jüngster Bruder Ted Obama nicht von ungefähr unterstützt. Besonders die Jungen spricht er an - mit einem Idealismus und einem Sendungsbewusstsein, wie das wohl nur US-amerikanische Politiker einigermaßen glaubhaft verkörpern können. Und vor allem dient er ihnen, so wie einst Kennedy, als Projektionsfläche ihrer Hoffnungen: Er inszeniert sich als Symbol für den Aufbruch - und dafür, dass die Dinge nach acht Jahren George W. Bush wieder in Ordnung gebracht werden können. Dass Schluss sein soll mit den Vereinigten Staaten des Waterboarding und des bornierten Unilateralismus, ist eine Überzeugung, die Europäer und US-Amerikaner vereint. Und die Obama in seiner Rede mit ungewöhnlich selbstkritischen Passagen über die Fehler der Vereinigten Staaten bediente. Auch sonst gelang dem Senator das Kunststück, sich gleichzeitig an das (Wahl-) Publikum zu Hause und an die Europäer zu wenden. Obamas Idealismus - die Forderungen nach dem Niederreißen der Mauern zwischen Völkern und Religionen oder die Rettung der Welt vor Hunger, Terror, Aids und Klimakollaps - mag hierzulande belächelt werden. Aber es soll sich keiner täuschen: Der Kandidat wird die hochfliegenden Ideale, sollte er Präsident werden, mit ganz konkreten Forderungen untersetzen - beispielsweise nach einer deutlichen Erhöhung des deutschen Truppenkontingentes in Afghanistan. Spätestens dann wird manchem Fan von heute der Jubel im Halse stecken bleiben. Vorerst aber bleibt Obama ein uneingelöstes Versprechen. Ein Versprechen, dass sich die einzig verbliebene Supermacht endlich wieder an die Lehre aus der Berliner Luftbrücke erinnert, die der Kandidat in der eindrucksvollsten Passage seiner Rede herausgearbeitet hat: Dass Herzen nicht durch den Abwurf von Bomben gewonnen werden können. Sondern nur durch Menschlichkeit und Solidarität.

Quelle: Lausitzer Rundschau

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