Neues Deutschland: Merkel, Märkte, Müdigkeiten
Archivmeldung vom 20.07.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittWie oft schimpft man über Politikertypen, die trotz erwiesener Unfähigkeiten an ihren Sesseln kleben. Warum also brandet kein Jubel auf, wenn das Land jetzt von einer Aussteigerwelle erfasst wird?
Es wäre unfair, nur auf die »Volkspartei« CDU zu zeigen. Was die Christdemokraten mit Merz, Oettinger, Köhler, Koch und Beust sowie mit den per Abstimmung hinfort- oder hochgespülten Landesfürsten Rüttgers oder Wulff erleben, ist auch der »Volkspartei« SPD bekannt: Scharping, Lafontaine, Schröder, Platzeck, Beck... Der Unterschied: Die SPDler schmissen hin, nachdem sie an die Parteispitze gelangt waren.
Da ist bei der CDU Merkel vor. Die Chefin ist alles andere als integrativ oder tolerant. Sonst wäre sie schon längst ausgestiegen worden. Nein, sie ist machtbewusst, hat Politik gelernt bei Kohl und einen getreuen Wachhund ins Kanzleramt gesetzt, der aufpasst, dass niemand unkontrolliert neben Merkel wachsen kann. Kein Wunder, dass Leute zum Lückenschließen fehlen.
Doch das System Merkel allein reicht nicht aus, um die Amtsmüdigkeit in der CDU zu erklären. Die rührt vermutlich auch aus der Erfahrung, dass nicht Politiker, sondern die globalen Wirtschafts- und Finanzmächte die wahren Regenten sind. Sie lassen den Gestaltungsrahmen für Politik und Politiker immer enger werden. Bevor sich Frust mit Lächerlichkeit paart, besinnt sich mancher darauf, dass Politik nicht alles ist...
Quelle: Neues Deutschland