Rheinische Post: Geld, das keinen Schaden heilt
Archivmeldung vom 22.11.2011
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittEs gibt Dinge, die lassen sich nicht heilen. Nicht durch Geld und nicht durch gute Worte. Nichts macht Menschen wieder lebendig, nichts vermag dem Unbegreiflichen Sinn zu geben: Dass vollkommen Unbescholtene einfach nur deshalb umgebracht wurden, weil sie ausländische Wurzeln hatten. Wenn die Angehörigen der Neonazi-Mordopfer Jahre nach den Untaten jetzt jeweils 10 000 Euro vom deutschen Staat erhalten, dann klingt der Terminus technicus "Entschädigung" reichlich hohl. In Wahrheit handelt es sich um einen eher symbolischen Akt - um den Versuch, etwas zu tun, wo nichts mehr zu machen ist. Vorerst zumindest.
Vom deutschen Staat dürfen nämlich nicht nur die Familien der Opfer künftig doch erheblich mehr erwarten: viele Menschen in diesem Land wollen das Gefühl zurückhaben, dass Polizei und Verfassungsschutz die Gesellschaft vor Mörderbanden wie dem Zwickauer Trio wirksam schützen. Ein Gefühl, das in den vergangenen zwei Wochen in den Grundfesten erschüttert worden ist. Denn zum Entsetzen über die Brutalität und die Kaltblütigkeit der Taten hat sich eine allgemeine Fassungslosigkeit über die völlige Fehleinschätzung durch die Behörden gesellt. Symbole helfen wenig. Wenn die Neonazi-Morde eines gezeigt haben, dann dies: Dinge, die sich nicht mehr heilen lassen, dürfen gar nicht erst passieren.
Quelle: Rheinische Post (ots)