Rheinische Post: Klassenkampf von oben - von Martin Kessler
Archivmeldung vom 23.06.2006
Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 23.06.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.
Freigeschaltet durch Jens BrehlDie Stadt Köln ist Deutschlands größter und ältester Versicherungsstandort. Was die Allianz bewogen hat, ausgerechnet diese Filiale komplett von der Landkarte zu tilgen, kann nur gemutmaßt werden. Nicht auszuschließen, dass hier auch die Rivalität der Versicherungsstandorte München und Köln eine Rolle spielt. Die Schließung trifft jedenfalls die Domstadt überhart.
Auch sonst führt Deutschlands größter Versicherungskonzern den
Kahlschlag eher mit dem Holzhammer aus als nach verfeinerten
betriebswirtschaftlichen Methoden. Rüde werden Standorte
zusammengelegt, verschoben oder ganz geschlossen. In
Nordrhein-Westfalen sind die Münchner überhaupt nicht mehr präsent
zumindest mit Filialen.
Die Brüskierung der Gewerkschaft Verdi passt da ins Bild. In den
meisten Industrien ist es gute Übung, die Vertretung der Arbeitnehmer
rechtzeitig einzubinden. Meist zeigen sich insbesondere die
Betriebsräte dazu bereit, die notwendigen Schritte mitzutragen. Warum
Allianz-Chef Diekmann nun die Organisationen der Arbeitnehmer vor
vollendete Tatsachen stellt, bleibt sein Geheimnis.
Offenbar will sich die neue Garde der deutschen Konzernchefs als knallharte Sanierer den internationalen Kapitalmärkten empfehlen. Für die Mitarbeiter der Allianz ist das Klassenkampf von oben.
Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post