Neue OZ: Striptease für alle
Archivmeldung vom 20.02.2010
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Freigeschaltet durch Thorsten SchmittFacebook ist kein Einzelfall. Und uns muss ganz klar sein, dass solche sozialen Netzwerke nur Daten verwenden, die wir ihnen gegeben haben. Für ein Stückchen persönlichen Kontakt zu unseren Freunden und Bekannten zahlen wir mit einer speziellen Währung: unserer Privatheit.
Facebook & Co. halten uns den Spiegel vor. Sie zeigen uns, woraus wir bestehen. Ein Foto hier, eine Lieblingsband da, dazu den Wohnort, und fertig ist ein kleines Psychogramm - wirtschaftlich verwertbar und manchmal höchst peinlich. Aber lieben wir nicht Facebook sogar dafür, dass der Spion in uns nicht mehr warten muss, bis jemand die Schlafzimmergardine aufgezogen lässt? Der viel zitierte gläserne Mensch ist schon längst Wirklichkeit - wie durchsichtig die eigene Scheibe sein darf, sollte jedoch jeder selbst entscheiden können. Dafür wird Datenschutz auch in Zukunft elementar sein.
Die Ästhetik der Selbstdarstellung hat sich schon längst von Warhols berühmten "15 Minuten Ruhm" abgelöst - die Netzexistenz fungiert als Visitenkarte. Die Pflege des eigenen Profils gerät manchen so aufwendig wie die Kleiderwahl. Fast schon verdächtig ist, wer nicht im Netz zu finden ist. Die Selbstentblößung zu beschränken muss ganz einfach und ohne Kompromisse möglich sein; abschalten inklusive. Leider vergisst das Netz nichts - Facebook sollte sich endlich ans Vergessen erinnern.
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung