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Rheinische Post: Potsdamer Spirale

Archivmeldung vom 29.04.2006

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 29.04.2006 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Die Berichte über mögliche Hintergründe der Gewalttat von Potsdam erzeugen ein derart widersprüchliches Bild, dass zurzeit nur eines klar erscheint: Alle Erklärungsmuster, mit denen sich Politiker und Medien des traurigen Falles bemächtigt haben, waren voreilig.

Fest steht, dass ein schwer verletzter Mann auf der Intensivstation liegt, der schon deshalb Mitleid verdient. Ob das die Folge eines Fausthiebs, eines unglücklichen Sturzes, einer abscheulichen Prügelorgie oder eines Mordversuchs ist; ob Täter und Opfer betrunken waren; wer den Streit angefangen hat; ob die Tat ein rassistisches Motiv hatte - das alles müssen die Ermittler aufklären. Schon öfter haben die Fakten den öffentlichen Empörungs-Furor ins Leere laufen lassen. Etwa in Sebnitz, wo eine Stadt grundlos als Nazi-Hort diffamiert wurde. Oder beim Ruf des Kanzlers Schröder zum "Aufstand der Anständigen" gegen Nazis nach dem Anschlag auf die Düsseldorfer Synagoge, der sich als Tat fanatischer Moslems erwies. Diesmal haben sich die Innenminister Schönbohm und Schäuble in die Gegenrichtung vergaloppiert. Sie wollten die Empörungs-Spirale durchbrechen, haben sie aber auf ungeschickte Art eher noch hochgedreht. Nun sollten alle warten, bis die Fakten sprechen.

Quelle: Pressemitteilung Rheinische Post

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