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LVZ: Schmerzliche Lehre aus Qimonda

Archivmeldung vom 24.01.2009

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 24.01.2009 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Zu Weihnachten sah alles noch so aus schön aus für Qimonda. Sachsen, Portugal und das Münchener Mutterhaus Infineon wollten zur Stützung des torkelnden Dresdner Chip-Riesen ein Korsett von 325 Millionen Euro einziehen, die Branche atmete auf.

Doch seit gestern ist der Traum von der Rettung tausender Jobs ausgeträumt. Qimonda ist pleite, die Zukunft des Unternehmens düster. Leidtragende sind zuallererst die Beschäftigten und ihre Familien. Die Schuld für das Desaster dem Versagen einzelner Akteure zu geben, wie das reflexhaft geschieht, greift jedoch zu kurz - auch wenn die Unternehmensführungen zuletzt eher durch Geheimniskrämerei und teils dreiste Forderungen aufgefallen sind. Als Produktionsstätte von Speicherchips war Qimonda in den Sog der immer weiter abstürzenden Preise geraten. Der Konzern befand und befindet sich im Schraubstock der hoch subventionierten Konkurrenz aus Asien und Amerika. Die weltweite Wirtschaftskrise und die desolate Lage der Banken tragen ihr Übriges zur Misere bei - wie bei anderen Anbietern übrigens auch: AMD konnte in Dresden nur überleben, weil ein arabischer Investor das Ruder übernahm. Infineon steckt tief in den roten Zahlen. Entlassungen und Kurzarbeit sind in der Chipindustrie an der Tagesordnung. Europa wird sich - wie etwa in der Luft- und Raumfahrt auch - entscheiden müssen, ob es auf Eigenständigkeit wert legt und den aberwitzigen Wettlauf in der sensiblen Mikroelektronik-Branche fortführt. Oder ob es die Chip-Herstellung den international agierenden High-Tech-Konzernen auf anderen Erdteilen überlässt. Gegenwärtig sieht es eher so aus, als ob Dresden zwar als kleine feine Denkfabrik der Halbleiter-Industrie eine Zukunft hat, nicht aber als großer Produktionsstandort in der Massenfertigung. Qimonda soll einen enormen technologischen Vorsprung haben. Genutzt hat es dem Unternehmen nichts. Nun droht ein Dominoeffekt, der das ganze Musterland Sachsen schwer in Mitleidenschaft ziehen und zigtausende Jobs kosten kann. Der Fall Qimonda zeigt, dass es richtig ist, auf den Kauf staatlicher Anteile an einem schlingernden Unternehmen zu verzichten. Der Freistaat Sachsen wird in Zukunft gut beraten sein, sich nicht nur an einigen wenigen strahlenden Leuchttürmen zu orientieren. Wie groß die Gefahr ist, dass die hellen Lichter einmal ausgehen, führt Qimonda schmerzlich vor Augen.

Quelle: Leipziger Volkszeitung

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