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Börsen-Zeitung: China tritt auf die Bremse

Archivmeldung vom 28.12.2010

Bitte beachten Sie, dass die Meldung den Stand der Dinge zum Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung am 28.12.2010 wiedergibt. Eventuelle in der Zwischenzeit veränderte Sachverhalte bleiben daher unberücksichtigt.

Freigeschaltet durch Thorsten Schmitt

Nachdem die chinesische Regierung vor zwei Jahren auf die globale Finanzkrise mit einem Öffnen der Geldschleusen reagiert hatte, machen sich jetzt zunehmend die unerwünschten Nebeneffekte bemerkbar wie die beschleunigte Teuerung. Die von Chinas Zentralbank über das Wochenende zum zweiten Mal innerhalb von weniger als zwei Monaten verfügte Erhöhung der Leitzinsen kommt deshalb nicht überraschend. Von einem solchen Schritt gingen auch die chinesischen Börsen aus, die in Erwartung einer Straffung der Geldpolitik seit Anfang November um 10% nachgegeben hatten.

Chinas Regierung und die ihr direkt unterstellte Zentralbank haben aber nicht nur den steigenden Konsumentenpreisen den Kampf angesagt, sondern auch der Bildung von Blasen auf dem Immobilien- wie dem Aktienmarkt. Noch vor dem jüngsten Zinsentscheid wurden die Geschäftsbanken mehrfach angewiesen, ihre bei der People's Bank of China hinterlegten Mindestreserven zu erhöhen. Auf staatliches Geheiß sind zudem fremdfinanzierte Aktien- und Immobilientransaktionen deutlich eingeschränkt worden. Auch setzt Peking zur Bekämpfung der importierten Inflation zunehmend auf das Instrument Wechselkurs. Es zeichnet sich somit eine beschleunigte Aufwertung der Landeswährung Yuan ab, wie zuletzt vor allem von den USA gefordert, von China jedoch immer wieder hinausgeschoben worden war.

Dass sich Peking nun darauf einlässt, zeigt die Dramatik der innenpolitischen Lage. Denn nichts fürchtet die oberste politische Führung mehr als soziale Spannungen, die durch steigende Preise, ein Platzen der Finanzmarktblase oder eine Bankenkrise ausgelöst werden könnten. Auch der Ende der achtziger Jahre erfolgte Ruf nach politischen Reformen wurde schließlich durch das damals vorherrschende inflationäre Klima mitverursacht.

Die bislang verfolgte Politik des Wachstums um jeden Preis gehört damit fürs Erste der Vergangenheit an. Das dürfte in nächster Zeit in einer schlechteren Börsenperformance zum Ausdruck kommen. Zugleich besteht bei dem Bremsmanöver auch die Gefahr, dass die Wirtschaftslenker in Peking überreagieren und das Wachstum ganz abwürgen - mit ebenfalls verheerenden sozialen Folgen. Chinas Wirtschaftspolitik ist nach Jahren ungestümen Wachstums also eindeutig in eine Konsolidierungsphase eingetreten.

Quelle: Börsen-Zeitung

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